In der Hitze der Nacht by Lynn Viehl

In der Hitze der Nacht by Lynn Viehl

Autor:Lynn Viehl [Viehl, Lynn]
Die sprache: de
Format: mobi
Tags: Roman
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2011-09-07T22:00:00+00:00


8

»Los, aufstehen.«

J.D. schlug die Augen auf und fand sich allein im Gästebett der Martins wieder. Dicht vor seiner Nase schwankte der Lauf einer doppelläufigen Schrotflinte. Er rührte sich nicht und schielte an dem Gewehr entlang, bis er dem Blick begegnete, der ihn aus einem stark vernarbten Gesicht wütend anfunkelte.

Der Mann war klein und hager, mit schütterem weißem Haar und mehr Brandnarben, als J.D. je bei einem menschlichen Wesen gesehen hatte. Er sah aus, als hätte ihn die Hölle durchgekaut und als Knorpel wieder ausgespuckt.

»Wer sind Sie?« J.D. blickte sich um, aber Sable war nirgendwo zu sehen. Seine Pistole steckte seitlich unter der Matratze, aber er wollte sich erst bewegen, wenn er den Alten ablenken konnte.

Sein Angreifer lachte höhnisch, was seine groteske Entstellung noch betonte. »Ich bin der Teufel – was glaubst du denn, Jungchen?«, fragte er, und seine Stimme war ein raues Krächzen. »Bin ich nicht hübsch?«

»Hübsch, ähm, nicht direkt.« Gott, ihm würde jeden Moment von diesem Irren ins Gesicht geschossen – und wo war Sable? »Aber Sie sehen aus, als wären Sie nicht so leicht totzukriegen.«

»Stimmt.« Der alte Mann riss leicht die Flinte hoch. »Jetzt steh auf.«

Sable kam mit einem Stapel säuberlich zusammengelegter Kleidung hinter ihm hervor. Sie trug ein Kaliko-Hemd und weite Jeans und hatte ihr Haar nach hinten geflochten. Anstatt Angst zu zeigen, warf sie dem Mann einen genervten Blick zu, als handele es sich bei dem, was er tat, nur um ein geringfügiges Ärgernis. »Was machst du denn da?«

J.D. nutzte die Ablenkung, um die Hand unter die Matratze zu schieben und seine Waffe hervorzuziehen.

»Das, was ich schon vor zehn Jahren hätte tun sollen«, sagte Remy zu ihr. Als er sich wieder umdrehte, riss er die Augen auf.

J.D. hielt die Pistole auf den Alten gerichtet. »Ich bin auch nicht so leicht totzukriegen, alter Mann. Sable, raus hier.«

»Déposez le fusil de chasse – nimm die Schrotflinte runter, Papa.« Sie stellte sich neben J.D. und bedachte ihn mit demselben verärgerten Blick. »Und J.D., ich würde es begrüßen, wenn du nicht auf meinen Vater schießt.«

J.D.s Mund verzog sich. »Nur, wenn er die Schrotflinte wegnimmt.«

Sie drehte sich zu dem Mann um. »Papa?«

»So beschützt er dich also? Ich hätte ihm im Schlaf das Hirn wegpusten können.« Remy schnaubte verächtlich, ließ aber langsam die Waffe sinken. »Stadtjungs.« Er rieb sich die Brust.

J.D. nahm seine Pistole herunter, setzte sich auf und kratzte sich träge die Kopfhaut. »Sie können mich erschießen, wenn ich meinen Kaffee getrunken habe.«

»Die hier sind sauber. Colette hat sie gewaschen.« Sable legte seinen Kleiderstapel an das Fußende des Bettes, trat dann zu ihrem Vater und zupfte ihn am Arm. »Na komm, Papa, lass J.D. sich anziehen. Wir können uns unten unterhalten, wenn du deine Tabletten genommen hast.«

»Ich hasse Tabletten«, grummelte der alte Mann, folgte ihr aber.

J.D. zog sich an und ließ unter der Lampe neben dem alten Bett ein paar Zwanziger für Colette zurück, dann ging er nach unten, wo sich Old Martin und Remy auf Französisch stritten. Den schäbigen alten Tisch konnte man unter dem Gewicht des gewaltigen Country Breakfast fast stöhnen hören.



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