Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit by Herder Johann Gottfried

Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit by Herder Johann Gottfried

Autor:Herder, Johann Gottfried
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


Das einzige, was uns die Zeit von Denkmalen des Geistes der Perser gegönnet hätte, wären die Bücher Zoroasters, wenn die Echtheit derselben erwiesen wäre.202 Aber als Bücher fügen sie sich so wenig zu manchen andern Nachrichten von der Religion dieses Volkes; sie tragen auch so offenbare Merkmale einer Vermischung mit spätem Meinungen der Brahmanen und Christen an sich, daß man nur den Grund ihres Lehrgebäudes für echt anerkennen und solchen sodann leicht an Stelle und Ort bringen mag. Die alten Perser nämlich waren, wie alle wilden, insonderheit Bergnationen, Verehrer der lebendigen Weltelemente; da dies Volk aber nicht in seiner Roheit blieb, sondern durch Siege beinah bis zum höchsten Gipfel der Üppigkeit aufstieg, so war es nach asiatischer Weise notwendig, daß es auch ein durchdachteres System oder Cerimoniel der Religion bekam, welches ihm denn sein Zoroaster oder Zerduscht, unterstützt vom Könige Darius Hystaspes, gab. Offenbar liegt in diesem System das Cerimoniel der persischen Regimentsverfassung zum Grunde: wie die sieben Fürsten um den Thron des Königs stehen, so stehen die sieben Geister vor Gott und verrichten seine Befehle durch alle Welten. Ormuzd, das gute Lichtwesen, hat mit dem Fürsten der Finsternis, Ahriman, unaufhörlich zu kämpfen, in welchem Kampf ihm alles Gute dienet: ein Staatsbegriff, der selbst durch Personifikationen der Feinde Persiens, die im Zend-Avesta durchgängig als Diener Ahrimans, als böse Geister, erscheinen, in sein völliges Licht tritt. Auch alle sittlichen Gebote der Religion sind politisch; sie beziehen sich auf Reinigkeit des Körpers und Geistes, auf Eintracht in den Familien und wechselseitigen Diensteifer; sie empfehlen den Ackerbau und die Pflanzung nützlicher Bäume, die Ausrottung des Ungeziefers, das auch als ein Heer böser Dämonen in leiblicher Gestalt erscheinet, die Achtsamkeit des Wohlstandes, die frühe Wahl und Fruchtbarkeit der Ehen, die Erziehung der Kinder, die Verehrung des Königs und seiner Diener, die Liebe gegen den Staat: und dies alles auf persische Weise. Kurz der Grund dieses Systems erscheinet durch sich selbst als eine politische Religion, wie sie zu Darius' Zeiten nirgends als in einem Perserreich hat erdacht und eingeführt werden mögen. Notwendig mußten dabei alte Nationalbegriffe und Meinungen auch des Aberglaubens zum Grunde liegen. Dahin gehört die Verehrung des Feuers, die bei den Naphthaquellen am Kaspischen Meer gewiß ein alter Gottesdienst war, obgleich die Errichtung der Feuertempel nach Zoroasters Weise in vielen Gegenden sich aus spätem Zeiten herschreibt. Dahin gehört so mancher abergläubische Gebrauch zu Reinigung des Körpers und jene ungeheure Furcht vor den Dämonen die fast bei jedem sinnlichen Gegenstande den Gebeten, Wünschen und Weihungen der Parsen zum Grunde liegt. Alles dies zeigt, auf welcher niedern Stufe der Geisteskultur damals noch das Volk gestanden, dem zugut diese Religion erfunden ward- und dies widerspricht abermals dem Begriff nicht den wir von den alten Persern haben. Der kleine Teil dieses Systems endlich, der auf allgemeine Begriffe der Natur ausgeht, ist völlig aus der Lehre der Magier geschöpft, welche er nach seiner Weise nur reiniget und veredelt. Er unterwirft beide Prinzipien der Schöpfung, das Licht und Dunkel, einem unendlichen hohem Wesen, das er die grenzenlose Zeit nennet,



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