Humor ist Chefsache by Eva Ullmann

Humor ist Chefsache by Eva Ullmann

Autor:Eva Ullmann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783658300951
Herausgeber: Springer Fachmedien Wiesbaden


2.10 Interview mit Reza Razavi, Change- und Transformationsberater

„Transformation zu begleiten ist unbequem.“

Eva Ullmann Beginnen wir gleich mit dem Humor: Worüber lachst oder schmunzelst du gern?

Reza Razavi In meiner Familie haben wir einen ganz besonderen Humor. Wir lachen viel, machen uns aber nicht über andere lustig oder bewerten sie. Wir stellen eher Themen kritisch infrage und übertreiben sie. Was ich nicht mag, sind Komiker wie zum Beispiel Oliver Pocher, die versuchen, auf Kosten anderer lustig zu sein. Das kann ich nicht nachvollziehen. Aber ich und mein Vater übertreiben gern Dinge. Das ist kein Humor, bei dem man am Boden liegt und drei Minuten am Stück lacht. Man hat eher mal häufiger ein Lächeln im Gesicht. Wir zwei ergänzen uns dabei gut.

Eva Ullmann Ich bin auch ein Fan davon, eher Humor über mich selbst zu machen als über andere, insbesondere, wenn ich Menschen noch nicht so gut kenne. Ich habe einen spannenden Vortrag von dir gehört. Dabei gab es mehrere Lacher. Nutzt du Humor auf der Bühne spontan oder geplant?

Reza Razavi Ich mache das sehr bewusst. Ich möchte meine Themen emotional rüberbringen. Dazu gehört auch Humor. Humor weckt die Leute. Man konzentriert sich dann noch mehr, weil es noch spannender wird. Ich nutze in meinen Präsentationen auch mal Trauer. Manchmal zeige ich sogar Fotos von Konzentrationslagern. Emotionen gehören zu Vorträgen dazu. Es gibt super coole Wissenschaftler, deren Vorträge im Prinzip zum Einschlafen sind. Das hilft uns nicht weiter. Wir müssen die Leute wachhalten. Dafür ist Humor eine sensationelle Methode.

Eva Ullmann Hast du ein Beispiel für etwas, das du absichtlich in einen Vortrag verwendet hast?

Reza Razavi Zum Thema Strategie und Planung habe ich ein Beispiel: Ich zeige ein Foto von Mike Tyson und sage: „Jeder hat so lange eine Strategie, bis er eins auf die Nase bekommt.“ Das kam in 85 % meiner Vorträge vor. Meine Vorträge entwickeln sich zwar immer weiter, aber Mike Tyson lasse ich gerne drin, weil bei diesem Satz wirklich alle im Saal lachen. Das ist wie ein Weckruf. Dann sind alle wieder wach. Ein weiteres Beispiel, das ich gern verwende, ist Steve Balmer, der sich über iPhones lustig macht, weil er denkt, dass sie sich nicht verkaufen. Auch das ist ein Lacher. Solche Elemente bringe ich sehr bewusst ein. Man muss aber auch vorsichtig sein, weil vielleicht nicht jeder den Humor versteht. Man muss etwas aussuchen, bei dem die Botschaft richtig übersetzt wird.

Eva Ullmann Humor muss ja auch nicht häufig verwendet werden. In deinen Vorträgen gehst du auch in die Detailtiefe und stimmst das Publikum nachdenklich. Ich fand, das war eine gute Mischung.

Reza Razavi Ich habe mal einen Vortrag bei einer Versicherungsgesellschaft gesehen, der durchweg Stand-up-Comedy war. Da kam ein Witz nach dem anderen. Das war zwar unterhaltsam, aber es besteht die Gefahr, dass man nur noch lacht und nicht mehr nachdenkt. Da entsteht keine Resonanz, man denkt nicht über die nächsten Schritte nach. Wenn alles nur Witz und Lachen ist, ist das schön, aber es entsteht wenig Reflexion.

Eva Ullmann Bei Kabarettisten ist das häufig so: Man lacht den ganzen Abend, kann sich aber am nächsten Tag an keinen einzelnen Witz mehr erinnern.



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