Hobbits, Elben, Zauberringe by Frankfurter Allgemeine Archiv

Hobbits, Elben, Zauberringe by Frankfurter Allgemeine Archiv

Autor:Frankfurter Allgemeine Archiv
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783898432375
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Zeitung Verlag
veröffentlicht: 2013-02-08T00:00:00+00:00


Aus Saurons Jugendtagen

Familiensache: Christopher Tolkien vollendet 'Die Kinder Húrins'

Von Tilman Spreckelsen

'Hador Goldscheitel war ein Fürst der Edain, und die Eldar liebten ihn sehr.' So hebt das Buch an, und wer sich beim Lesen nicht eifrig Notizen macht, die einschlägigen Handbücher konsultiert oder die beigegebenen Stammbäume ständig vor Augen hat, ist bald verloren. Die Edain? Die Eldar? Immerhin ist dem Buch eine Karte beigegeben, eingeklebt im hinteren Einbanddeckel, und so lässt sich wenigstens ungefähr verfolgen, wohin sein trauriges Schicksal den Helden weht, was es mit dem Grenzgebiet von Hithlum, Mithrim und Anfauglith auf sich hat und wo sich die Furt von Brithiach befindet.

Dass sich allerdings jede Menge Leser dieser Mühe unterziehen werden, liegt auf der Hand. Immerhin ist das Werk, das von heute an in die Buchhandlungen drängt, mit dem Stempel 'Tolkien' versehen, und das im doppelten Sinn: Aus den nachgelassenen Manuskripten seines Vaters schuf Christopher Tolkien, wie der Verlag Klett-Cotta stolz meldet, 'erstmals' einen 'eigenständigen und geschlossenen Lesetext' des Werks, und das 'genau so, wie es J.R.R. Tolkien vor Augen stand'.

Das freilich ist eine äußerst kühne Behauptung. Immerhin geht es um 'Die Kinder Húrins', einen Stoff, den John Ronald Reuel Tolkien tatsächlich schon früh entwickelte, als vom 'Herrn der Ringe' noch keine Rede war, und den er in einer Vielzahl von unterschiedlichen Fassungen als eines der vielen Seitenstücke zu seinem Opus magnum entwickelte. Von Húrins Sohn Túrin erzählt bereits eine von Tolkiens 'Verschollenen Geschichten' aus der Zeit um 1920; es folgt ein zweitausend Zeilen starkes Langgedicht im 'Beowulf'-Versmaß zum selben Thema, Húrin und seine Familie kehren in den Vorstufen zum späteren 'Silmarillion' wieder sowie in einer offenbar stattlichen Anzahl von Fragmenten. Sie beschäftigen Christopher Tolkien seit gut drei Jahrzehnten, will er doch daraus jene Bücher edieren, die sein 1973 gestorbener Vater nicht mehr fertigstellen konnte: Sie beleuchten den Hintergrund, vor dem sich der Ringkrieg abspielt, sie liefern die Vorgeschichten und die genealogischen Tafeln. Auf das, was in ihnen verhandelt wird, spielen die älteren Protagonisten im 'Herrn der Ringe' fortwährend an, und tatsächlich ist manches in diesem Großroman ohne diese Fragmente gar nicht verständlich.

Wer all das verfolgt hat, wer sich also durch das eher im Chronikstil gehaltene 'Silmarillion' gekämpft und die flüssiger erzählten 'Nachrichten aus Mittelerde' gelesen hat, wird jetzt in den 'Kindern Húrins' inhaltlich kaum noch Neues entdecken: Die Geschichte vom Kampf der Menschen und Elben gegen den dunklen Herrscher Morgoth, der in seiner Festung vor sich hin brütet und in großen Schlachten seine Orks verheizt, stammt nicht nur offensichtlich vom Autor des 'Herrn der Ringe', sondern war im Wesentlichen so auch schon in den Nachlassbänden zu lesen – vor einigen Jahren ist sogar schon einmal eine Einzelausgabe zu diesem Stoffkreis erschienen.

Neu ist daran lediglich, dass Christopher Tolkien das Material, aus dem er zuvor schon geschöpft hat, in anderer Weise zusammenstellt, dass er frühere Streichungen aufhebt und dafür andere Passagen tilgt, dass er den einen oder anderen Widerspruch auflöst und dabei für sich in Anspruch nimmt, er sei in all den Jahren der



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