Hinter Gittern by S.M. Berger

Hinter Gittern by S.M. Berger

Autor:S.M. Berger [Berger, S.M.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-19T22:00:00+00:00


- Kapitel 4 -

Tag drei meiner Mission, mich nicht von Simon oder einem anderen Gefängnisinsassen vergewaltigen zu lassen, hatte begonnen. Die Wärter hatten es ganz klar auf mich abgesehen. Ich war hier praktisch der Staatsfeind Nummer eins. Das Signal, das sie an die anderen Gefangenen sendeten, war eindeutig. Ich war Freiwild. Ein Angriff auf mich würde keine Konsequenzen haben. Schon am ersten Tag hatte man mich in der Essensschlange hin und her geschupst und es war einer der Aufseher gewesen, der mir mein Tablett aus der Hand geschlagen und mich dann dämlich angegrinst hatte.

Erstaunlicherweise war es Simon, der mich bis jetzt vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Da ich sein Zellengenosse war, sah er mich anscheinend als sein persönliches Eigentum an und wie sich schnell herausstellte, war er ein verwöhntes Einzelkind, das nicht gerne teilte. Gut für mich.

Als ich an diesem Morgen aufwachte, saß Simon schon aufrecht in seinem Bett. Er starrte mal wieder auf ein Foto und blätterte einen Stapel handgeschriebener Briefe durch. Das schien seine Hauptbeschäftigung hier in unserer Zelle zu sein und nichts lag mir ferner, als ihn dabei zu stören. Solange er so in Gedanken vertieft war und sein Gesicht diesen entrückten Ausdruck hatte, bestand für mich keine Gefahr.

Die Briefe mussten wohl von einem kleinen Kind stammen. Selbst von meinem Bett aus konnte ich sehen, dass die wenigen Sätze, die in ungleichmäßigen Linien über dem Hello Kitty Briefpapier verteilt waren, in großen Druckbuchstaben und mit bunten Filzstiften geschrieben worden waren.

Simon erwischte mich dabei, wie ich neugierig zu ihm hinüberschaute und ich senkte hastig meinen Blick und begann mich so intensiv mit einem losen Faden an meinem Oberteil zu beschäftigen, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt. Tatsächlich gab es in meiner Welt gerade wirklich nichts Interessanteres. Alternativ könnte ich noch die Kacheln an unserer Decke zählen oder die kleine Spinne beobachten, die sich zu uns verirrt hatte, aber beides hatte ich gestern schon ausführlich getan. Zeit für eine neue Attraktion.

„Kannst du mir das vorlesen?“

Ich zuckte erschrocken zusammen, als Simon mir den Brief plötzlich auffordernd unter die Nase hielt.

„Was?“, fragte ich verblüfft. Ich war so in mein Fadenproblem vertieft gewesen, dass ich gar nicht mitbekommen hatte, dass er mir das Papier entgegenhielt.

„Lies mir vor, was meine Tochter mir geschrieben hat“, wiederholte er ungeduldig. „Du kannst doch lesen, oder?“

„Natürlich“, sagte ich beleidigt, biss mir aber gleich beschämt auf die Unterlippe. Simon konnte es offenbar nicht, also war es keine gute Idee hier einen auf empört zu machen.

Rasch nahm ich das Kätzchen-Papier entgegen und überflog die wenigen Zeilen.



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