Hinter Geschlossenen Lidern by Joe Waters & Carolin Wagner

Hinter Geschlossenen Lidern by Joe Waters & Carolin Wagner

Autor:Joe Waters & Carolin Wagner [Waters, Joe & Wagner, Carolin]
Die sprache: deu
Format: epub
Amazon: B004K1EUQ0
Herausgeber: Seilschaf Verlag
veröffentlicht: 2011-01-01T23:00:00+00:00


Zehn

“Ahh, die schönsten blauen Augen von Boston!”, flirtete Kurt, als ich im ‚Katarinas‘ vor dem Tresen bei ihm Platz nahm. Ich war nicht seiner Meinung. Clives Augen waren viel schöner, aber für mich war ja sowieso alles schön an ihm, sogar seine Narben und die immer noch etwas steife Schulter, die er sich damals beim Football gebrochen hatte.

“Einen Hemingway-Daiquiri wie immer?” Ich nickte ihm zu. Ja, das war genau das richtige, wenn man etwas Aufheiterung gebrauchen konnte. Ich beobachtete Kurt, der mit ein paar schnellen geübten Handgriffen doppelt Rum, weiß natürlich, flamingo-roter Grapefruitsaft und Maraschino-Likör in einen Shaker mit zerstoßenem Eis gab. Seine langen, elfenbeinfarbenen Wimpern glitzerten dabei im Licht der Barstrahler wie ein Bündel Glasfasern. Auch er war schön. Dieser kleine Rosenblätter-Mund zum Beispiel, um den ihn jede Frau beneidet hätte ...

Es wäre so viel einfacher, könnte ich mich in ihn verlieben, dachte ich. Von Clives Starrsinn gab es bei ihm keine Spur. Aber mein Herz ließ sich nicht umstimmen und schließlich stand ich nun mal nicht auf Elfen.

“Wie geht’s denn so? Hab gehört, der Besitzer hat gewechselt.”, rief ich ihm durch den Lärm der Technomusik zu.

“Oh, Mann, das wusstest du nicht?” Kurt nahm den Shaker über seine Schulter und machte eine kleine Zeremonie daraus, ihn zu schütteln. Dann goss er mir die rosafarbene Köstlichkeit in eine hohe Schale, steckte eine leuchtendrote Maraschino-Kirsche dazu und stellte es mit einer eleganten Bewegung vor mir ab.

“Ist schon über ein Jahr her, dass der Laden renoviert worden ist und du hast das nicht gemerkt?”

Ich grinste schief. “Hatte anderes im Kopf.”

“Wo ist der nette Typ eigentlich, den du letztens bei dir hattest? Ich sehe ihn gar nicht mehr mit dir.”

“Ist schon wieder verjährt, die Sache mit ihm.”

Kurt lächelte mitfühlend und zeigte das süße Grübchen in seiner rechten Wange.

“Hab schon gemerkt, dass du einen Durchhänger hast. Sollen wir mal wieder mittags schwimmen gehen? Haben wir schon lange nicht mehr gemacht.”

“Wenn du nicht deine peinliche Bade-Ente mitbringst ...”, lächelte ich bedrückt. „Ehrlich gesagt, bin ich deswegen hier. Es soll heiß werden morgen. Wie wäre es mit unserem Strand? Ich hätte Lust, mal wieder ausgiebig mit dir zu reden, nicht wie hier zwischen zwei Bestellungen.“

“Klar, ich hab Zeit, kannst mir ruhig dein Herz ausschütten. Bei mir hat sich auch einiges getan. Siehst du den Typen dort, da hinten beim Durchgang?“

Ich nahm einen Schluck von meinem Daiquiri, fischte die Cocktailkirsche heraus, lutschte darauf herum und sah mich dabei unauffällig um. Hinter all den Leuten auf der Tanzfläche fiel mir ein Mann auf, der im Armani-Anzug über dunklem T-Shirt am Durchgang zu den hinteren Räumen des Clubs stand und alles aus dem Hintergrund zu überwachen schien.

Unsere Blicke trafen sich für einen Moment und ich wusste sofort, dass er genau Kurts Typ war, groß und durchtrainiert, aber keine übertrieben aufgepumpten Bodybuilder-Muskeln. Sein goldblondes Haar war nach hinten gegelt und wirkte dunkler, als es wohl in Wirklichkeit war. Der gefährlich schöne Adlerblick, beschattet von kräftigen Augenbrauenbögen, fuhr mir direkt in meine Geschlechtsteile, wo er trotz oder gerade wegen meiner Sehnsucht nach Clive einen mittleren Aufstand provozierte, weil er mich an ihn erinnerte.



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