Heyne Galaxy 06 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Heyne Galaxy 06 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Autor:Ernsting, Walter (Hrsg.) [Ernsting, Walter (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 1966-05-14T16:00:00+00:00


Das flachäugige Ungeheuer

(THE FLAT-EYED MONSTER)

William Tenn

Clyde Manship versuchte sich klarzumachen, daß alles nur ein schlechter Traum war. Er war – bis jetzt wenigstens – Professor für komparative Literatur auf der Kelly-Universität. Er hielt die Augen fest geschlossen, und mit einem überlegenen Lächeln sagte er sich abermals, daß es solche Dinge nur in einem Traum geben konnte. Sie waren zu furchtbar und unwahrscheinlich für die Wirklichkeit.

Schon war er überzeugt, wirklich nur zu träumen, da mußte er niesen. Und zwar sehr laut niesen. Viel zu laut für einen Traum. So etwas gab es nicht, wenn man träumte.

Er öffnete die Augen, um sich zu überzeugen, wo er war. In seinen Nackenmuskeln war ein Krampf. Alles schmerzte.

Vor wenigen Minuten, so entsann er sich, hatte er noch in seinem Bett gesessen und den Artikel gelesen, den er für die Studentenzeitung geschrieben hatte. Dabei mußte er dann eingeschlafen sein. Ein merkwürdiges Gefühl, das sich über seinen ganzen Körper erstreckte, weckte ihn wieder auf. Es war so, als strecke man ihn, zöge ihn auseinander – und hätte ihn dann plötzlich losgelassen. Als er die Augen geöffnet hatte, schwebte er über seinem Bett und näherte sich dem geöffneten Fenster. Draußen war es dunkel, und am Himmel standen die Sterne.

Er war wie Rauch, der sich verflüchtigte, und als keine Materie mehr vorhanden war, verlor er das Bewußtsein.

Dann träumte er – wenigstens hoffte er das.

Er lag auf einem riesigen weißen Tisch. Über ihm wölbte sich eine hohe Decke. Die Luft war stickig und kaum atembar. Überall waren elektronische Geräte – wenigstens sahen sie so aus. Allerdings von einer Art, wie Manship sie noch nie gesehen hatte. Das wären die richtigen Apparate für die physikalischen Lehrräume der Universität gewesen, aber auch sie würden ein Traum bleiben.

Traum …

Die Instrumente über seinem Kopf gaben seltsame Geräusche von sich und schwenkten hin und her. Einige blinkten grell auf, um schnell wieder zu verlöschen. Dann, auf einmal, hörte das alles auf, als habe jemand den Strom abgeschaltet.

Also setzte Clyde Manship sich aufrecht hin, um nachzuschauen, wer abgeschaltet hatte.

Er sah sie.

Er wußte zwar noch immer nicht, wer abgeschaltet hatte, aber er konnte wenigstens ahnen, was abgeschaltet hatte. Und dieses »was« war alles andere als schön. Er gestattete sich nur einen schnellen Rundblick, um dann eiligst wieder die Augen zu schließen und an einen Traum zu glauben.

Ein Traum war der einzige Ausweg aus dieser Situation.

Dann aber wurde es Zeit, wieder die Augen zu öffnen. Vielleicht hatte ihn der erste Eindruck getäuscht – und vor der Morgendämmerung ist es immer am dunkelsten. Besonders an solchen Tagen, fügte er in Gedanken hinzu, an denen eine Sonnenfinsternis stattfindet.

Widerwillig fast zwang er sich dazu, die Augen zu öffnen.

Es war alles so wie beim ersten Anblick. Nichts war schöner oder wirklicher geworden. Im Gegenteil.

Zwei Wesen waren es, die auf ihn herabblickten, aber sie erinnerten nicht an Menschen. Es fiel Manship schwer, eine Beschreibung für sie zu finden. Vielleicht sah der eigentliche Körper wie ein schwarzer Lederkoffer aus, in dem einige Dutzend Tentakel endeten. An den Enden dieser Tentakel waren große und feuchte Augen, die auf Manship herabsahen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.