Heyne Galaxy 02 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Heyne Galaxy 02 by Ernsting Walter (Hrsg.)

Autor:Ernsting, Walter (Hrsg.) [Ernsting, Walter (Hrsg.)]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 2012-02-22T16:00:00+00:00


Die Vögel von Lorrane

(The Birds of Lorrane)

Bill Doede

Ingomar Bjorgson machte sich nichts vor. Er würde sterben müssen, daran zweifelte er nicht mehr. Er wandte dem nutzlosen Schiff den Rücken und kehrte in seine aufblasbare Hütte zurück, die nun seit neunundneunzig Tagen seine Wohnung war. Langsam und methodisch legte er die Allwetterbekleidung an. Hier in der Hütte wollte er auf keinen Fall sterben. Hier gab es Lebensmittel, Kühlung am Tag und Wärme bei der Nacht. Um schnell zu sterben, hätte er sich erschießen müssen, und das brachte er nicht fertig. Aber dort draußen in der Wüste, fern von allen Hilfsmitteln, war es einfach, in eine Lage zu geraten, die keinen Ausweg mehr bot. Dort war es leicht zu sterben. Die Natur würde schon dafür sorgen.

Er war zu dieser Welt gekommen, weil er hoffte, intelligentes Leben vorzufinden. Im Universum gab es nur wenig intelligentes Leben, dafür eine Unmenge bewohnbarer aber noch einsamer Planeten. Vor einem Jahr war hier ein Abenteurer gelandet, weil ihn ein kosmischer Sturm dazu zwang. Er war zur Erde zurückgekehrt und hatte berichtet, er sei intelligenten Wesen begegnet. Ingomar Bjorgson war gekommen, um das nachzuprüfen.

Er hatte die Vögel gefunden.

Es gab nur zwei von ihnen. Zwei Vögel mit einem messerscharfen Verstand, die auf diesem Planeten lebten, dessen Oberfläche eine riesige Wüste war.

Noch einmal sah er sich in der Hütte um, dann ging er hinaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen. In zehn Meter Entfernung blieb er stehen und sah zu, wie der Wind die ersten Sandkörner in sein bisheriges Heim wehte. Er fühlte sich plötzlich klein und einsam. Er wußte, daß sein Tod genauso bedeutungslos für die Menschheit sein würde wie sein Leben.

Dann begann er zu marschieren.

Zur Eile lag kein Grund vor, also ging er langsam und bedächtig. In regelmäßigen Abständen blieb er stehen und drehte sich um. Versonnen sah er zu, wie der Wind seine Spuren im Sand verwehte, als wolle er den Beweis für das Vorhandensein eines Menschen auf dieser Welt löschen. Ingomar lächelte bitter. Das Universum wollte ihn nicht mehr. Der Wind, der Sand, dieser Planet – alle waren eifrig bemüht, ihn für immer loszuwerden.

Er sah hinauf in den Himmel. Nein, auch dort war nichts – kein hurtiger Flügelschlag, kein silbernes Schiff, das auf einer Feuersäule zu ihm herabstieg, um ihn zu retten. In Richtung des Horizonts war ein heller, glänzender Fleck. Seine Hütte, die das Licht der Sonne reflektierte.

Die Aussicht, den intelligenten Vögeln zu begegnen, war verlockend gewesen, bis er ihnen dann begegnet war. Intelligent waren sie, daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber das war auch alles.

Als er sich weit genug von der Hütte entfernt hatte, um genau zu wissen, daß die glühende Sonne und der ausdörrende Wind ihn töten würden, ehe er zurückkehren konnte, zog er die schützende Allwetterbekleidung aus und schleuderte sie weit von sich. Rechts den Mantel, links die Hosen. Das Hemd folgte. Die Schuhe behielt er an.

Dann wanderte er weiter.

Er stolperte über einen im Sand verborgenen Felsblock. Er fiel. Mühsam raffte er sich wieder auf. Es würde schnell gehen, daran konnte kein Zweifel bestehen.



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