Hemmungslose Studenten by Jan Tilmann

Hemmungslose Studenten by Jan Tilmann

Autor:Jan Tilmann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783867878951
Herausgeber: Bruno Gmünder GmbH, Berlin


Die neue Bude

Immer wieder stellte ich mir vor, mit Dominic die Wohnung zu teilen. Neben dem Treppenhaus lag ein geräumiger Dachboden mit Fenstern nach Osten und Westen. Den hatte der Hausbesitzer ausbauen lassen, dann aber doch die Lust an dem Projekt verloren. Es fehlten noch das Bad und eine Kochecke. Doch die Investitionen für den Sanitärbereich erschienen dem Hausherrn plötzlich zu hoch. Inzwischen stand der Dachboden leer, und ohne Bad ließ er sich nicht vermieten.

Ich rief an und fragte, ob ich den Raum zusätzlich mieten könnte. Herr Blomberg signalisierte sofort seine Zustimmung. Er würde fünfzig Euro mehr einnehmen, und dafür wollte er dann wenigstens noch die Heizkörper installieren lassen. Die Malerarbeiten könnte ich übernehmen, bot ich an. Mein Vermieter versprach im Gegenzug, die ersten drei Monate auf die Miete zu verzichten. Doch die Frage war, ob Dominic überhaupt bei mir einziehen wollte. Er müsste dann ja einen Teil seiner bisherigen Unabhängigkeit aufgeben. Andererseits wusste er inzwischen, dass ich ihn nicht einengen würde.

Am Freitag saß ich in meinem Germanistikseminar und zählte ungeduldig die Stunden. Danach hastete ich in Mensa und entdeckte Dominic auch schon am Eingang, so wie verabredet. Wir stellten uns an der Ausgabe an, trugen die Tabletts an einen freien Tisch und ließen uns das Fischgericht und den Pudding schmecken. Nach dem Essen schlenderten wir zu mir und stiegen in meinem Mietshaus ins Dachgeschoss.

Kaum hatte ich die Wohnungstür geschlossen, fiel mir Dominic um den Hals. Und zehn Minuten später standen wir nur in Socken und Turnschuhen im Badezimmer vorm Waschbecken. Ungestüm langten wir einander an die steifen Prügel. Unsere Lippen fanden sich, kurz darauf auch unsere Zungen. Nach weiteren zehn Minuten hielten wir beide das angenehme Ziehen in unseren Lenden nicht länger aus. Die Sahne spritzte einige Sekunden lang ins Waschbecken, dann fühlten wir uns beide erleichtert.

Im Schlafzimmer zogen wir uns Sporthosen und T-Shirts über, dann stapften wir weiter in die kleine Küche. Wir tranken Cappuccino und plauderten über die Uni und die Filmhochschule. Alles lief bestens, wir hatten beide in den letzten Tagen unser Pensum voll erfüllt. Und dann kam ich langsam zu dem Thema, das mich im Moment am meisten beschäftigte.

'Dominic, könntest du dir vorstellen, mit mir zusammenzuziehen?'

'Na ja, an meiner Bude hänge ich nicht. Die ist verdammt klein. Aber deine Wohnung ist für zwei Personen auch nicht gerade ideal. Ich müsste schon einen Raum für mich haben. Dein Schlafzimmer ist winzig, im Wohnzimmer ist auch kein Platz mehr, und in die kleine Abstellkammer passt nicht mal ein Schreibtisch.'

'Das ist mir auch klar. Aber ich könnte den Dachboden nebenan dazu mieten. Ich habe schon mit dem Hausbesitzer gesprochen.'

'Was für einen Dachboden?'

'Komm mit, ich zeig ihn dir.'

Dominic ging gespannt hinter mir her, raus ins Treppenhaus und dann links Richtung Dachboden. Die Tür war nicht verschlossen, weil die Handwerker noch damit beschäftigt waren, neue Dachfenster einzusetzen.

'Der Hausbesitzer wollte den Raum eigentlich zu einem Appartement ausbauen. Doch dann wurde ihm die Geschichte langsam zu teuer. Da müsste ja noch eine Bad rein und eine Kochnische.'

Dominic sah sich neugierig um. Die Dachschrägen waren schon mit Gipskartonplatten verkleidet, die Fugen sauber verspachtelt.



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