Helliconia - Winter by Brian W. Aldiss

Helliconia - Winter by Brian W. Aldiss

Autor:Brian W. Aldiss [Aldiss, Brian W.]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2013-01-17T23:00:00+00:00


der Kirche des Furchtbaren Friedens war, der erwählte Stellvertreter des azoiaxischen Gottes auf Helliconia, des Gottes, der vor allem Leben existierte und um den alles Leben kreiste.

Selbst das wachsamste kirchliche Auge hatte Chubsalid niemals eine Flasche zum Mund führen sehen. Wenn er irgendwelche sexuellen Neigungen hatte, so waren sie ein Geheimnis zwischen ihm und seinem Schöpfer. Wenn er jemals Zorn, Furcht oder Sorge fühlte, so erreichte niemals auch nur ein Schatten derartiger Gefühle sein rosiges Gesicht. Und er war kein Dummkopf.

Anders als die Oligarchie, deren Versammlungsort auf dem Gefrorenen Berg weniger als eine Meile entfernt war, genoß die Synode breite öffentliche Unterstützung. Die Kirche kümmerte sich wirklich um die Bedürfnisse der Menschen, machte ihren niedergeschlagenen Herzen Mut und unterstützte sie in Notzeiten. Außerdem wahrte sie taktvolles Schweigen, wenn es um die Praxis des Pauk ging.

Anders auch als der Oligarch, der sich niemals in der Öffentlichkeit zeigte und dessen Vorstellungsbild sich in der Phantasie der furchtsamen Bevölkerung zu einem riesigen Krustentier mit bedrohlichen und äußerst aktiven Scheren verdichtet hatte, bewegte sich der Oberste Priester Chubsalid unbefangen unter den Armen und war ein beliebter Besucher in Klöstern und Kirchengemeinden. Mit seiner großen, zur Leibesfülle neigenden Gestalt, dem gefurchten, aber gütigen Antlitz und dem ehrwürdigen weißen Haar, war er geradezu der Inbegriff eines Obersten Priesters. Wenn er sprach, lauschten die Leute mit hingebungsvoller Aufmerksamkeit. Seine Ansprachen und Predigten waren bei aller Frömmigkeit oft von Witz und einem gütigen Humor geprägt: er konnte seine Zuhörer genauso lachen wie beten machen.

Bei den Erörterungen der Synode bediente man sich des Gelehrten Sibornalisch mit vielfachen Satzgliedern, kunstvollen Einschüben und bemerkenswerten Wortbildungen. Aber der Anlaß der heutigen Erörterung war eine Frage praktischer Politik und betraf die gespannten Beziehungen zwischen den beiden großen Machtzentren Sibornals, dem Staat und der Kirche.

Die Kirche verfolgte mit Beunruhigung die zunehmende Härte der von der Oligarchie erlassenen Verordnungen. Einer der Synodalen sprach über dieses Thema zu den versammelten Amtsbrüdern.

»Die neuen Einschränkungen des Gesetzes über den Wohnsitz und ähnliche Bestimmungen werden vom Staat weiterhin als Maßnahmen zur Verhinderung der Seuchenausbreitung dargestellt. Dabei verursachen sie bereits jetzt ebensoviel Unruhe, Verwirrung und Zerrissenheit, wie die Seuche selbst es nicht vermag. Die Armen werden vertrieben, und dann wegen Landstreicherei inhaftiert, wenn sie nicht durch die zunehmende Kälte umkommen.«

Er war ein silberhaariger Mann und sprach mit silberheller Stimme, aber seine Überzeugung verlieh ihr Tragfähigkeit im ganzen Sitzungssaal. »Wir können das politische Denken hinter diesen unbilligen Handlungen erkennen. In dem Maße, wie die weiter nördlich angesiedelten Hofstellen ihre Bewohner nicht mehr ernähren können, wandern die Bauern und ihre Familien in die Städte ab, wo sie Unterkunft finden müssen, wo sie können, im allgemeinen unter überfüllten Bedingungen. Die Verordnung sucht sie an ihre von der Klimaverschlechterung betroffenen Hofstellen zu ketten. Dort werden sie früher oder später verhungern. Ich hoffe, ich bin nicht ungebührlich hartherzig, wenn ich sage, daß ihr Zugrundegehen dem Staat nicht ungelegen käme. Die Toten politisieren nicht.«

»Sehr Ihr eine von den Städten ausgehende Revolte voraus, wenn die Verordnung aufgehoben würde?« fragte eine Stimme vom anderen Ende des Konferenztisches.

»In meiner



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