Hawkwoods Reise by Paul Kearney

Hawkwoods Reise by Paul Kearney

Autor:Paul Kearney [Kearney, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Die Königreiche Gottes 1
veröffentlicht: 2013-06-11T00:00:00+00:00


König Mark von Astarak und sein Gefolge trafen kurz vor dem Morgengrauen ein. Die ganze Nacht hindurch hatten sie gegen den kaum zu durchdringenden Schneesturm angekämpft. Als man den astaranischen Monarchen in Abeleyns Zelt führte, war Marks Gesicht hinter einer grauen Maske aus Eis und gefrorenem Schnee verborgen. Auch der Bart des jungen Mannes schimmerte weiß vor Frost.

Abeleyn mußte sich aus gewaltigen Tiefen hinaufmühen, aus einem dunklen Schlummer, doch rasch warf er die Müdigkeit ab und brüllte seiner Dienerschaft Befehle zu. Mark hatte kaum zweihundert Mann bei sich, die man in die hebrionischen Zelte einlud, um ihnen die Mühe zu ersparen, die eigenen Zelte in dem dichten Schneetreiben aufzustellen, das immer noch um die Gipfel der Berge fegte. Wie besessen rannten Diener umher, entzündeten zusätzliche Öfen und bereiteten Essen und Getränke für die durchgefrorenen Männer aus Astarak vor. König Marks Leibwächter gesellten sich zu jenen Abeleyns am Zelteingang. Zunächst beäugten die beiden Gruppen einander mißtrauisch, bis eine mitfühlende Seele einen Beutel Gerstenbrand hervorholte und herumreichen ließ.

Während König Mark in trockenen Kleidern vor dem knisternden Ofen saß, nahm sein Gesicht allmählich wieder menschliche Züge an. Zwischen ihm und Abeleyn wurden kaum Förmlichkeiten ausgetauscht. Die beiden Männer hatten als Knaben viel Zeit miteinander verbracht, wenn sie bei früheren Konklaven herumtollten, während ihre Väter daran mitwirkten, über das Schicksal der Welt zu entscheiden. In einer Augenbraue wies Mark eine lichte Stelle auf. Dort hatte Abeleyn ihm einst die Stirn mit einer bleiernen Schwertklinge aufgerissen. Die beiden hatten Wein und Frauen geteilt und waren zudem fast gleichaltrig. Nun saßen sie gemütlich in Abeleyns Zelt, tranken Glühwein und lauschten dem abschwellenden Tumult, den die Ankunft der Astaraner im hebrionischen Lager hervorgerufen hatte.

Mark deutete mit dem Kopf auf den Gerfalken, der mit geschlossenen Augen auf dem Gestell am Fußende von Abeleyns Bett hockte.

»Das ist Golophin, nicht wahr?«

»So ist es. Der Vogel und sein Gebieter schlafen. Später wird er gewiß wieder vor Leben sprühen.«

Mark grinste, wobei er gesunde, ebenmäßige Zähne in seinem kantigen Gesicht entblößte.

»Saffarac hat eine Eule als Haustier. Eine Eule – stell dir nur vor! Und natürlich läßt er sie tagsüber herumfliegen und denkt sich nichts dabei. Das gemeine Volk schlägt des bösen Omens wegen jedesmal das Heiligenzeichen vor der Brust.«

Gemeinsam lachten sie; dann schenkte Abeleyn ihnen dampfenden Wein nach.

»Du und deine Leute scheinen ein wenig in Eile zu sein, Vetter«, meinte er. Mark und er waren zwar nicht verwandt, doch Könige benutzten diesen Begriff oft, um auf diese Weise anzudeuten, daß jeder von königlichem Blut irgendwie mit dem anderen verwandt war.

»Da hast du recht, und ich will dir auch den Grund dafür nennen. Hast du Geistliche in deinem Gefolge, Abeleyn?«

Abeleyn nahm einen Schluck Wein und verzog das Gesicht, so heiß war das Getränk. »Keinen einzigen. Ich habe jeden Raben abgelehnt, den man mir andrehen wollte.«

»Das habe ich mir gedacht. Dann sollte ich dich besser davor warnen. Ich habe nämlich einen Pfaffen am Rockzipfel hängen. Das Bischofskollegium hat ihn mir aufgedrängt, weil man völlig außer sich war bei dem Gedanken, daß ein astaranischer König ohne einen Priester reist, der ihn alle Nase lang von seinen Sünden freispricht.



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