Hawkins, Sarah Lee by Gewitter der Liebe

Hawkins, Sarah Lee by Gewitter der Liebe

Autor:Gewitter der Liebe
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


10

Manchmal war Ross unerträglich. Zwar ließ er nicht direkt an Julia seine schlechte Laune aus, doch er war oft mürrisch und wortkarg. Nur seine zärtlichen Umarmungen waren gewohnt leidenschaftlich, sodass Julia nur für die gemeinsamen Nächten lebte.

Diesmal blieb er fast einen ganzen Monat, wegen der Arbeiten am Haus. Gelegentlich zog es ihn abends in eine Bar, aber er war meistens nüchtern, wenn er heimkam.

»Eigentlich ist das Leben ungerecht«, sagte er kurz vor der Rückkehr zu den Goldfeldern. »Sieh dir die prächtigen Villen an, die vor der Stadt entstehen, und die noblen Geschäfte. Unsereins muss hart für sein Geld arbeiten, anderen fliegen die gebratenen Tauben in den Mund.«

»Aber die meisten dieser Villenbesitzer sind Geschäftsmänner, die in San Francisco reich geworden sind, und keine Goldgräber«, erwiderte Julia, die ihm mit einer Näharbeit gegenüber saß. »Von den Leuten unseres Trecks ist noch keiner reich geworden.«

Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarre; das Rauchen hatte er sich im Lager angewöhnt. »Trotzdem ist es ungerecht, dass diese feinen Pinkel durch uns Goldsucher reich geworden sind. Nimm als Beispiel Nathan: Er war einst ein kleiner Krämer, und nun baut er sich bereits ein Steinhaus! Für einen fleißigen Arbeiter wie mich wird es nie zu solch einem teuren Haus reichen.«

»Ich finde unser neues Heim ganz entzückend und freue mich schon auf den Umzug im Sommer.«

»Vorausgesetzt, ich finde genügend Gold für eine anständige Einrichtung. Neulich war ich mal bei diesem Möbelgroßhändler auf der Main Street – der nimmt Horrorpreise! Als ich ihn darauf ansprach, schlug er mir frech vor, ich solle einen kleinen Schreiner beauftragen, mir ein paar grobe Holzmöbel anzufertigen, wenn ich zu geizig für eine vernünftige Ausstattung sei.«

»Nimm’s ihm nicht übel«, entgegnete Julia sanft. »Als Geschäftsmann muss er so handeln. Und einfache Holzmöbel tun es für den Anfang auch.«

Unvermittelt schlug er mit der Faust auf die Tischplatte, sodass Julia erschrocken zusammenzuckte. »Ich will aber keine einfachen Holzmöbel in meinem eigenen Haus haben! Verstehst du denn nicht, dass ich dir etwas bieten will? Meine zukünftige Frau soll stolz sein, wenn sie Gäste empfängt, und sich nicht wegen der ärmlichen Einrichtung schämen müssen.«

Abgesehen davon, dass Julias einzige Bekannten in San Francisco Lilly und Nathan waren, die ihr gelegentlich einen Besuch abstatteten, würde sie sich nicht scheuen, das neue Heim fremden Personen zu zeigen – auch ohne teure Mahagonimöbel.

Doch sie blieb stumm und beugte sich noch tiefer über ihre Arbeit.

»Entschuldige bitte«, sagte Ross zerknirscht. »Bitte nimm mir meine heftigen Worte nicht übel, sie sind nicht gegen dich gerichtet.«

»Aber das weiß ich doch«, lenkte sie sofort ein. »Du tust das alles nur für mich, und wenn wir erst verheiratet sind …«

»Du kennst meine Einstellung dazu«, unterbrach er sie hastig. »Bevor ich dich nicht ernähren kann, kommt eine Hochzeit für mich nicht in Frage.«

»Ich kann auf eine große Feier verzichten.«

»Darum geht es mir nicht, Liebling. Es ist mein eigener Entschluss, nicht eher in den Ehestand zu treten, bis ich genug Geld verdient habe, um dir ein sorgloses Leben ermöglichen zu können.« Er stand auf, trat hinter Julias Stuhl und legte seine großen, abgearbeiteten Hände auf ihre Schultern.



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