Hastenbeck by Raabe Wilhelm
Autor:Raabe, Wilhelm
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00
Sechzehntes Kapitel.
In seinem Leben des Markus Antonius schreibt Plutarch: »Mein UrgroÃvater Nikarchos hat oft erzählt, daà alle Bürger von Chäroneia ein gewisses Maà Weizen auf dem Rücken bis an das Meer bei Antikyra zu tragen gezwungen waren und durch Peitschenhiebe fortgetrieben wurden.«
Das war vor der Schlacht bei Aktium: aus der Zeit vor der Schlacht bei Leuthen hätte mein UrgroÃvater vielleicht erzählen können:
»Dreihundert heulende Bauernweiber aus dem Fürstentum Grubenhagen begegneten mir heute auf der LandstraÃe mit Körben, in denen sie die in der Bergstadt Lauterberg gegossenen Kugeln der französischen Besatzung von Göttingen zutragen muÃten.«
Es bleibt eben immer dasselbe in der Welt: wer die oberste Hand hat, verwendet sie selten zum Streicheln, sondern gebraucht sie lieber fest als Faust. Und wie die Welt nun einmal ist, tut er auch gar nicht übel dran, handelt jedenfalls durchaus nicht unverständig und gegen sein Bestes.
Am fünften des Christmonds fiel die Schlacht bei Leuthen vor, und am 23. Dezember fuhr der fränkische Besen über die Weser aufs rechte Ufer und versuchte dort, noch unter dem Scheine des Rechts, die von Kloster Zeven aus verstobene Spreu zum nützlichen Verbrauch durch römisch kaiserliche Majestät, die Frau Königin von Ungarn und König Louis von Frankreich und Navarra zusammenzukehren.
Von den Hannoveranern war der herzoglich braunschweigische Untertan und Blumenmaler Pold Wille durchgegangen. Und durch die Hannoveraner lieà grade um diese Zeit Herzog Ferdinand von Braunschweig die Truppen seines Herrn Bruders, des Herzogs Karl, augenblicklich von Richelieus Gnaden nur souveräner Herr der Grafschaft Blankenburg, umzingeln und ihren General von Imhof gefangen setzen, um ihr Durchbrennen nach dem Willen ihres Kriegsherrn zu hindern und sie zum Dienst und für den Gebrauch Seiner Majestät König Friedrichs in PreuÃen bei sich festzuhalten. Toller als wie damals nach Kloster Zeven ist wohl nur selten um Eid und Ehre deutschen Kriegsvolks und deutscher Ritterschaft von Monsieur Arlequin mit der diplomatischen Pritsche und Gevatter Hanswurst mit dem politischen Plumpsack herumgetanzt und zugehauen worden, und â »grade zur Weihnachtszeit und ins Kuchenbacken für den heiligen Christ hinein!« ...
Ach, ja, â »so ein Fest und Kuchenbacken, wie diesmal â dafür doch lieber gar keines â Gott verzeihe mir die Sünde!« seufzte im Boffzener Pastorhause die Frau Pastorin.»SäÃe nicht der Papa in seiner Stube über seiner Predigt, dazu mit einem Kopf, wie ich ihn noch niemals so dick und rot und schmerzensreich an ihm gesehen habe: ich lieÃe Backtrog Backtrog sein und sagte: Immeke! Dörthe! krämpelt die Ãrmel herunter und laÃt den Teig stehen, wie er steht. Geht meinswegen über die Weser ins Katholische und fragt da an: ob sie noch mehr Lust als wie wir hier zu so was haben?! O du himmlische Güte, ist es denn eine Menschenmöglichkeit, daà ein christlich lutherisches Eheweib und noch dazu eine Pfarrersfrau durch die Zeitläufte zu solchen sündhaften Worten und Reden gebracht werden kann? Aber was mein Pastor tun kann, tue ich auch und gebe Gott und seinen angeordneten heiligen Gebräuchen die Ehre, bis sie nach seinem Willen und besseren Einsehen ihre Flintenkolben mir auf die Krähenaugen setzen. Nachher weià ich freilich nicht,
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