Guido Knopp - Die große Flucht by Guido Knopp

Guido Knopp - Die große Flucht by Guido Knopp

Autor:Guido Knopp [Knopp, Guido]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955302696
Herausgeber: Edel Books
veröffentlicht: 2015-09-08T16:00:00+00:00


Wie aber sollte die territoriale Neuordnung des europäischen Kontinents aussehen?

Stalin pochte darauf, dass die Westmächte nun auch de jure anerkennen, was de facto schon seinen Lauf genommen hatte: die Westverschiebung Polens – mit der Abtretung der deutschen Ostprovinzen bis zur Oder-Neiße-Linie. Die Westmächte bemühten sich dagegen klarzustellen, dass diese einseitige Grenzziehung für Deutschland keineswegs endgültig sein dürfe. Vier Tage lang dauerte der hitzige Kampf um die Frage, um nichts anderes wurde so lange und so erbittert gestritten. Als die Westmächte auf die Vertreibung zu sprechen kamen, erwiderte Stalin wie in Jalta, das sei alles »faschistische Propaganda«, die Deutschen würden ja gar nicht vertrieben, sie seien längst freiwillig geflohen. In der Tat schienen die Westalliierten keine exakte Vorstellung darüber zu haben, was sich im sowjetischen Besatzungsgebiet abspielte, genaue Zahlen jedenfalls hatten sie nickt. Auf ihrem Höhepunkt wurde die Konferenz von Potsdam unterbrochen. Churchill verlor die Wahlen zum britischen Unterhaus und wurde vom Kandidaten der Labour Party, Clement Attlee, abgelöst. Der musste sich bei seinem ersten Konferenzauftritt als Regierungschef auf einen Zug schwingen, der längst weitergerollt war. Denn zwischen US-Außenminister Byrnes und seinem sowjetischen Amtskollegen Molotow war es zu einem folgenschweren »Kuhhandel« gekommen. Die endgültige Festlegung der Oder-Neiße-Linie wurde zwar noch »bis zur Friedenskonferenz zurückgestellt«, trotzdem sollte die deutsche Bevölkerung schon jetzt aus diesen Gebieten in den Westen übergesiedelt werden. Für einen britischen Einspruch war es zu spät, Attlee fügte sich und unterzeichnete folgenden Beschluss: »Die drei Regierungen ... erkennen an, dass die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen ... zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muss. Sie stimmen darin überein, dass jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll.« Damit war einer vollständigen Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten praktisch Tür und Tor geöffnet. Der Vorbehalt gegen den Friedensvertrag war eine Farce, denn niemand in Potsdam konnte ernsthaft damit rechnen, dass die Umsiedlung durch einen solchen Vertrag jemals wieder rückgängig gemacht werden konnte. So wurde auf der Potsdamer Konferenz, die am 2. August 1945 endete, das Schicksal der Deutschen im Osten des Landes besiegelt. Nord-Ostpreußen mit Königsberg wurde der Sowjetunion unterstellt, der südliche Teil Ostpreußens und die Gebiete östlich von Oder und Görlitzer Neiße kamen unter »polnische Verwaltung«.

Was die Überführung in »ordnungsgemäßer und humaner Weise« anging – die Wirklichkeit sah anders aus. »Dieses Stichwort von Potsdam, von einer menschenwürdigen Umsiedlung, war zu 90 Prozent eine Lüge. Es gab keine medizinische, es gab überhaupt keine Fürsorge. Die Menschen sind in ihrer größten Armut, ihrer größten Aussichtslosigkeit restlos sich selbst ausgeliefert gewesen«, resümiert Franz Scholz.

In Schlesien verursacht die polnische Verwaltung mit ihren Methoden eine große Flucht der deutschen Bevölkerung nach dem Westen.... Viele, die nicht wegkönnen, werden in Lagern interniert, wo unzureichende Rationen und schlechte Hygiene herrschen. Tod und Krankheit in diesen Lagern sind extrem hoch. Die von den Polen angewandten Methoden entsprechen in keiner Weise der Potsdamer Vereinbarung.

Telegramm General Eisenhowers, 16. Oktober 1945



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