Gay Hardcore 03: Zur Benutzung freigegeben by Robin Haasters

Gay Hardcore 03: Zur Benutzung freigegeben by Robin Haasters

Autor:Robin Haasters
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmünder
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00


Kapitel 10

So ganz selbstlos war mein Angebot, Steffen bei seiner Suche nach dem Latinlover zu helfen, eigentlich nicht. Dass ich vor gefühlt einer Ewigkeit im Park auf den Drachenmann gestoßen bin, hat mir Erlebnisse beschert, auf die ich mich auf anderem Wege vermutlich nicht eingelassen hätte. Natürlich wäre mir nicht entgangen, dass Steffen ein interessanter und verdammt geiler Kerl ist. Wahrscheinlich wäre es auch so früher oder später zu einem Flirt gekommen. Aber ob ich mich auf Sex in der Unitoilette eingelassen hätte oder auch nur länger als auf ein Bier im Stahlhart geblieben wäre – da habe ich meine Zweifel.

Sicherlich kommt hinzu, dass eine neue Stadt, in der man noch keinen wirklich kennt, den Kopf für neue Erfahrungen zu öffnen vermag. Plötzlich findet man sich in unbekannten Situationen wieder und reagiert für sich selbst völlig unerwartet. Trotzdem führt mich alles wieder zurück zum Drachenmann. Ich möchte glauben, dass da etwas Unausgesprochenes, etwas Bedeutendes passiert ist. Etwas, das meinem Leben einen Schubs gegeben hat und neue Bahnen auf einem eigentlich fest vorgezeichneten Weg ermöglichte. Ich helfe also nicht nur Steffen; ich helfe auch mir selbst. Dass ich nun, nachdem meine Arbeit beendet und abgegeben ist, ohnehin genügend Zeit zur Verfügung habe, macht die Sache natürlich einfacher. Lange ausschlafen, nicht hetzen müssen – das ist schön und gut. Aber auch untätige, laue Sommertage fühlen sich für mich noch besser an, wenn es etwas zu tun, wenn es ein kleines zu erreichendes Ziel gibt. Mein Ziel heißt: Finde den Latinlover und den Drachenmann.

Schnell habe ich alle für die Stadt wichtigen Portale gefunden und Profile für mich angelegt. Mal lade ich Bilder von mir hoch, mal verzichte ich darauf. Mit Selbstbeschreibungen bleibe ich eher zurückhaltend. Ich will ja hauptsächlich jemanden finden und nicht gefunden werden.

Meine Suchanfragen werfen lange Listen von Profilen aus. Ich scrolle durch schier endlose Reihen von Vorschaubildern und klicke, meist inspiriert von den spärlichen Angaben zur Person oder den kleinen Bildchen, eher wahllos auf unzählige Profile. Auf diesen kleinen Orten zur Selbstdarstellung finde ich den unauffälligen Typen von Nebenan genauso wie den Player, die Schlampe oder den Twink. Nur bei wenigen habe ich das Gefühl, dass ihnen egal ist, was jemand über sie denkt, wenn er ihr Profil anschaut. Die meisten scheinen sich für eine Rolle entschieden zu haben und trimmen ihre Bilder, ihre Texte entsprechend.

Der intellektuelle Typ schreibt natürlich ganze Sätze und legt ausdrücklich viel Wert auf Rechtschreibung. Ein Gedicht oder wenigstens ein ungeheuer tiefsinniges Zitat darf hier nicht fehlen. Bei schlichteren Gemütern oder den hipperen Intellektuellen darf es auch ein Songtext sein. Ausdrücklich wird hier eher Seelenverwandtschaft gesucht als ein Fickkumpel. Dass auf den natürlich künstlerisch wertvollen Bildern in schwarz-weiß sinnlich geschürzte Lippen präsentiert werden, sich lustvoll räkelnde, halb von einer dünnen Decke verhüllte Leiber oder auch nur halb steife Schwänze oder zum Knabbern einladende Kurven, unterstreicht nur den tiefsinnigen und sehr ernst gemeinten Anspruch der Profilinhaber.

Eine weitere Kategorie von Nutzern finde ich in den Fitness-Prolls. Für sie ist der Körper offenbar alles. Und er wird in allen möglichen und unmöglichen Posen ausgestellt.



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