Gabriele by Schopenhauer Johanna
Autor:Schopenhauer, Johanna
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00
Ein langer Brief von Gabrielen, der erste ausführliche, begrüÃte Frau von Willnangen bei ihrer Ankunft zu Hause.
»Ich weià es,« schrieb Gabriele, »ich weiÃ, Ihr mütterlich liebendes Herz sehnt sich schon lange nach genauer Kunde vom Geschick des armen verwaisten Wesens, das Ihnen so viel, ach so unendlich viel verdankt; aber ich weià auch, Sie lassen statt aller Entschuldigungen meines bisherigen Schweigens die bloÃe Versicherung Ihrer Gabriele gelten, daà sie nicht schrieb, weil sie es nicht konnte, weil sie nichts zu schreiben wuÃte, so sonderbar dieses auch klingen mag.
Den äuÃern Gang meines Geschicks meldete Ihnen Ernesto; er, der theilnehmende Augenzeuge, vermochte dieà weit besser als ich. Schwindelnd, beinahe bewuÃtlos den widerstrebendsten Gefühlen zum Raube, war ich vom Wirbel des Lebens fortgerissen worden. Jede schicksalsschwere Minute übergab mich der ihr folgenden, ich konnte kaum die Gegenstände erkennen, an denen ich vorübergeschleudert ward, bis zur unabänderlichen Entscheidung meiner Zukunft, während jene Minuten sich zu weniger als vier und zwanzig Stunden an einanderreihten.
Sie wissen es, ich that was ich muÃte, ich duldete, was keine irrdische Macht von mir abzuwenden vermochte, doch am Ziele schwand meine Kraft. Ich ward krank, liebe, gütige Frau! sehr krank. Aus der Betäubung, während welcher meine physischen Kräfte sich wieder gesammelt hatten, erwachte ich zum tiefsten Schmerz über den Tod meines Vaters, ich blickte in meinem Jammer um mich her nach Trost, ich erkannte den treuen Freund Ernesto und Annetten, alles andere aber war mir fremd, wildfremd, ich selbst sogar, ich und meine künftige Bestimmung. Das Fremde aber soll man nie beurtheilen, bis es zum Bekannten geworden ist, damit später keine Ungerechtigkeit uns zu Schulden komme. Darum muÃte Ihre Gabriele wohl schweigen, es währte lange, ehe ihr alles klar ward.
Nun bin ich genesen, bin meiner selbst wieder mächtig. Ich erkenne mich wieder; mein Gefühl, mein Seyn, mein Leben, alles was mich umgiebt, ist mir deutlich geworden, so daà ich es nun wagen darf, Ihnen von allem Rechenschaft abzulegen. Vorahnend sehe ich, wie bei Lesung dieser Stelle meines Briefs Ihr Herz höher schlägt, wie Furcht vor der nächsten Zeile sie ergreift, und Sie Klagen erwarten läÃt, welche alle Ihre Güte und Liebe nicht zu stillen vermögen. Nein, geliebte, mütterliche Frau! beruhigen Sie sich, Ihre Gabriele klagt um nichts, als um den Tod ihres Vaters. Der lebensmüde Greis ruht im Grabe sanft und still von einem Daseyn aus, das er, ich bin dessen überzeugt, um keinen Preis wieder aufnähme. Gern und schnell entfloh sein entfesselter Geist zu Regionen des Friedens; darum sollte ich nicht trauern. Aber ich bin eigennützig und in den Tiefen meines Herzens regt sich der Glaube, daà es meinem Streben gelungen seyn würde, ihm auch dieses irrdische Daseyn wieder lieb zu machen, wäre er mir nur nicht sobald entschwunden. Es dünkt mich oft hart, daà kaum ein einziger Augenblick seiner Zufriedenheit mir zum Lohne meines Gehorsams ward, und oft muà ich gewaltsam mich zusammennehmen, um mich daran zu erinnern, daà ich ja mein eignes Heil bereitete, indem ich ihm gehorchte; daà ein qualvolles Daseyn, innere unauslöschliche Vorwürfe mein Loos geworden wären, wenn er in Unfrieden mit mir dieses Leben verlassen hätte.
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