Frost, Jeaniene by Nachtjaegerin

Frost, Jeaniene by Nachtjaegerin

Autor:Nachtjaegerin [Nachtjaegerin]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-10-10T13:17:21.163000+00:00


Meine neuen Decknamen machen mir all die schönen Bonusmeilen kaputt, dachte Denise, während sie mal wieder eine Gangway verließen. In den vergangenen zwei Wochen war sie öfter geflogen als in den gesamten fünf Jahren zuvor. Web, hatte Spade ihr erklärt, lebte angeblich in Monaco, und so waren sie wieder nach Europa gereist. Sie hatte keine Ahnung, was Spade vorhatte, falls sie Web tatsächlich finden sollten ... Etwa an seiner Haustür klingeln und fragen, ob man ihm die Grundlage für sein übernatürliches Drogengeschäft entwenden dürfte? Oder einfach jeden umbringen, der ihnen in die Quere kam, bis nur noch ihr verschollener Verwandter, Nathanial, übrig war?

Doch sie hatte gar nicht näher nachfragen wollen, weil sie sich ohnehin schon ziemlich scheinheilig vorkam. Gerade eben noch hatte sie Spade dafür verurteilt, dass er Black Jack ermordet hatte, dabei hatte er es nur für sie getan. Und jeder, den er auf ihrer Suche nach Nathanial sonst noch umbringen musste, würde im Grunde ebenfalls auf ihr Konto gehen. Wenn das hier vorbei war, würde an ihren Händen ebenso viel Blut kleben wie an seinen, da konnte sie ihre Abneigung gegen Gewalt noch so sehr betonen. An diesem Wissen lag es auch, dass ihre Emotionen irgendwo zwischen Schuldbewusstsein, Frustration und Angst hin und her pendelten. Sie hatte ebenso viele Leute auf dem Gewissen wie Spade, und wenn sie Glück hatten, würde sogar alles noch schlimmer werden. Was, wenn Web sich überhaupt nicht ausfindig machen ließ?

Und was, wenn Spade aus seinem nächsten Kampf auf Leben und Tod nicht als Sieger hervorging?

Der Gedanke hatte Denise während der letzten beiden Tage zwischen Flügen und Hotelaufenthalten keine Ruhe mehr gelassen. Was für ein gefährliches Unterfangen es sein würde, Nathanial zu entführen, war ihr durch Black Jacks Reaktion auf ihr Blut erst richtig klar geworden. Spade hatte anfangs die Verantwortung für die Suche nach ihrem Verwandten gerade deshalb nicht übernehmen wollen, weil der womöglich einem anderen Vampir gehörte. Inzwischen wussten sie, dass alles noch viel schlimmer war. Nathanial gehörte nicht nur einem Vampir; er war sogar die alleinige Grundlage eines riesigen Drogenkartells, und jeder, der ihn in seine Gewalt bekam, würde nicht zögern, seinen Besitz durch Mord zu verteidigen. Wie konnte sie unter diesen Bedingungen von Spade verlangen, dass er weiter nach Nathanial suchte? Spades Überlebenschancen in dieser Hinsicht waren etwa so schlecht wie die Randys, als er am Silvesterabend die Treppe in jenem Haus hinaufgestiegen war.

Im Grunde genommen verhielt sie sich auch wieder genauso wie in dieser Nacht: Sie verkroch sich, während andere sich den Monstern stellten. Aber damit war es jetzt vorbei. Spade hatte recht; sie war nicht mehr die Gleiche wie damals. Wäre nur ihr Leben in Gefahr gewesen, hätte sie die Suche nach Nathanial eingestellt und sich einfach immer weiter vor Rom versteckt. Sie hätte mit den Zeichen gelebt - und wäre mit ihnen gestorben. Aber Rom würde nicht aufhören, Nathanial zu suchen, und er würde ihre Angehörigen einen nach dem anderen umbringen, bis er ihn gefunden hatte. Setzte sie ihre Suche nach Nathanial fort, würde Spade das womöglich mit dem Leben bezahlen müssen.



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