Franck, Julia by an Rücken Rücken

Franck, Julia by an Rücken Rücken

Autor:an Rücken Rücken
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-04-27T11:46:13+00:00


Nach Gommern fuhr er allein, einen Skizzenblock und Kohle zum Zeichnen hatte Käthe ihm mitgegeben, Bettwäsche, eine Hose zum Wechseln, Seife. Schon aus der Bahn sah er die Rauchsäulen und bald darauf die beiden Schornsteine, aus denen dunkler Qualm quoll. Richtung Süden ging er vorbei an der großen Wanderdüne, die am Kulk, einem der ältesten Steinbruchseen Gommerns lag, durch den Wald. Der sandige Boden warf Wellen. Entlang der Straße am Steinbruch stand das Wohnheim, drei Baracken. Dahinter befand sich das Direktorenhaus. In kleinen Zimmern, je zwei Stockbetten, ein Tisch und ein Spind, schliefen sie zu viert. Thomas wies man in ein Zimmer zu den Lehrlingen. Es roch beißend, nach Schweiß, Alkohol, Urin, etwas faulig. Aufstehen bei Dunkelheit um fünf, Arbeitsbeginn um sechs, Handschuhe würden gestellt. Auf den ersten Blick erschienen Thomas die Lehrlinge etwas jünger als er selbst, einer war vielleicht wie er siebzehn, die anderen beiden eher fünfzehn. Machten sie eine Lehre zum Steinarbeiter? War das ein Lehrberuf? Über seine Begrüßung spotteten die Jungen, was für ’n Vornehmer er sei. Niemand fragte ihn etwas, Thomas nahm die freie Koje unten, sein Bettbezug war zu klein für die lange und kratzende Decke, die aus grober Wolle und Pflanzenresten gewebt sein mochte. An Disteln dachte Thomas, er drehte sich zur Wand und kritzelte mit dem abgekauten Bleistift Worte auf den Skizzenblock. An Stelle des Schweigens: Einsam Hilflos Sinnlos / Immer im Anfang – / Immer gleich / Der Tod bist du, Leben / Ich Größe im Schatten – / Ich endloses Warten / Ich kleines schmutziges Stück Angst … / Deine Sphinxaugen starren / Jahrmillionen! Später schloss er die Augen, obwohl die Neonröhre an der Decke noch leuchtete, die Jungen spielten Skat. Sie grölten. Ihr ausgelobter Gewinn war eine gewisse Dame von der Wasserburg. Jeder erhöhte seinen Einsatz, die Stimmung heizte sich auf, trotz der Kälte saßen die Jungen in Unterhemden und schwitzten. Gegenseitig riefen sie sich Einzelheiten des Weibs in Erinnerung. Ihr Balkon, ihr Hintern, aber auch den Spaß, den sie ganz offensichtlich hatte. Sie sollte dem gehören, der am Ende des Abends gewonnen hätte. Die anderen sollten zusehen.

Am Morgen öffnete Thomas die Augen, er hörte ein Plätschern, als hätte einer den Wasserhahn geöffnet. Doch keiner wusch sich, auf dem Zimmer befand sich kein Wasserhahn. Der Junge mit dem abstehenden Ohr und den Sommersprossen, der die Nacht über ihm geschlafen hatte, stand vor dem Stockbett und pinkelte. Thomas blinzelte, vielleicht irrte er sich. Die Jungen murmelten, sie lachten über einen Witz, den Thomas nicht gehört hatte. Er stellte sich schlafend.

Jemand hielt einen Wecker unmittelbar an sein Ohr. Thomas schlug die Decke zurück und wollte in die Schuhe schlüpfen. Seine Schuhe waren nass, die Pisse des Jungen stand darin, sie lief aus der Lasche über das Leder zu Boden, sie sickerte durch die Naht, der Junge hatte nicht genau gezielt, die Schuhe standen in einer Pfütze. Sechs Augen lagen auf ihm, er schaute hoch. Anziehen!

Es gab kein Vertun, andere Schuhe besaß Thomas nicht. Haste Zichten? Der Jüngste streckte seine Hände nach Thomas aus, prüfend klopfte er ihn ab, die Jacke, die Hosentaschen.



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