Flucht in Folly Hills [15.11.14] by Alice Vandersee

Flucht in Folly Hills [15.11.14] by Alice Vandersee

Autor:Alice Vandersee [Vandersee, Alice]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-14T22:00:00+00:00


»So, den Haarreif noch, dann ist es perfekt!« Clara schob Jody vor einen mit Ornamenten verzierten Spiegel und lächelte zufrieden. »Was sagen Sie?«

Jody blieb der Mund offen stehen. Im Spiegel sah sie eine wunderschöne, elegante Frau in einem türkisfarbenen, trägerlosen Abendkleid aus reiner Seide. Die Haare fielen ihr in sanften Wellen über die Schultern. Ein silberner Haarreif mit einer kleinen Rose, rundete das Outfit perfekt ab. Mit einem breiten Lächeln betrachtete Jody ihr eigenes Spiegelbild, drehte sich mehrmals um die eigene Achse und seufzte zufrieden.

»In Ihnen steckt mehr, als auf den ersten Blick zu erahnen war«, sagte Clara mit einem Paar silberner Pumps in der Hand. »Ich sollte Sie besser vor meinem Verlobten verstecken, sonst kann ich mir die Rückeroberung abschminken.«

»Rückeroberung ihres Verlobten?«, fragte Jody, die Stirn runzelnd.

»Nun ja. Ex-Verlobter, um genau zu sein. Hier, probieren Sie die mal.« Clara drückte ihr die Schuhe in die Hand und verschwand im Nebenzimmer. »Ich habe hier noch Dunkelblaue, eine Nummer größer«, rief sie.

»Nein, schon gut, diese passen, Miss Wainwright.«

»Nennen Sie mich, Clara.« Clara stand nun mit einem Glas Champagner im Türrahmen und betrachtete Jody. »Ich habe wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Prost!« Sie stürzte den Champagner in einem Zug hinunter und stellte das Glas auf einem Beistelltisch ab.

Clara Wainwright wohnte derzeit in einer Luxus-Suite eines Viersternehotels, das Jody bis dato immer nur von außen betrachtet hatte. Seltsamerweise befand es sich in derselben Straße, in der sie zu dem gut aussehenden Polizisten ins Taxi gestiegen war, doch darüber dachte sie nicht weiter nach. Im Moment genoss sie einfach, sich wie eine Prinzessin zu fühlen.

»Wir gehen in einer viertel Stunde los. Zum Glück müssen wir nur die Straße überqueren, Elise wohnt gleich schräg gegenüber.«

Jody sah Clara dabei zu, wie sie sich ihre langen Haare bürstete und diese schließlich mit wenigen Handgriffen in eine eleganten Hochsteckfrisur verwandelte. Sie trug ein weinrotes Abendkleid mit einem sehr tiefen Rückenausschnitt und Jody musste widerwillig zugeben, dass sie umwerfend aussah.

»Wie viele Leute kommen denn heute?«, fragte Jody leise, der allmählich Zweifel kamen. Sie kannte sich in dieser Gesellschaft nicht aus, vermutlich würde sie sich schon beim ersten Gang blamieren, indem sie das falsche Besteck wählte. Gab es bei so vornehmen Leuten nicht für jeden Gang ein eigenes Besteck? Und worüber unterhielten sie sich? Pferderennen? Die Hutmode bei dem letzten Pferderennen? Polo? Golf?

»Lassen Sie mich mal überlegen. Lord Hemsworth und seine nervige Frau werden dort sein. Natürlich bringen sie ihre Tochter Charlotte mit, ein unscheinbares Entlein. Wen haben wir noch … ah ja … Sir Henry James und seine reizenden Töchter Philippa und Henrietta. Zweieiige Zwillinge, die nur Bücher im Kopf haben, dann Lord Westcott mit Frau und ihren Söhnen, die Namen habe ich vergessen. Und Lady Annabell Clarham natürlich, die ist ja bei jedem gesellschaftlichen Ereignis dabei.«

Jody schluckte. Lady Annabell war eine aufstrebende Modedesignerin aus London. Sie entstammte einer alteingesessenen wohlhabenden Familie und sorgte mit ihren Alkoholeskapaden hin und wieder für Schlagzeilen.

»Kommen Sie, meine Liebe. Das wird ein ereignisreicher Abend.«

»Ganz bestimmt«, flüsterte Jody und folgte Clara mit weichen Knien zum Lift.



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