Flandry 3: Rebellenwelt by Anderson Poul

Flandry 3: Rebellenwelt by Anderson Poul

Autor:Anderson, Poul [Anderson, Poul]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-06T16:00:00+00:00


IX

Der Wald ging unversehens in offenes Land über. Als Flandry am Rand hinaustrat, erblickte er geordnete Buschreihen. Das Feld war auf drei Seiten von Dschungel umgeben; auf der vierten fiel es in ein dunstgefülltes Tal ab. Insgesamt waren sie in den sechs didonischen Tagen ihrer Reise eher aufwärts gestiegen.

Dass das Feld bestellt war, bemerkte er nicht sofort. »Halt!«, bellte er und riss den Strahler heraus. Eine Nashornherde?

Nein … eigentlich nicht … selbstverständlich nicht. Lordberater Muleles afrikanisches Reservat lag zweihundert Lichtjahre entfernt. Das halbe Dutzend Tiere vor ihm hatte die Größe und den grundsätzlichen Körperbau von Rhinozerossen, auch wenn ihre nahezu haarlose schieferblaue Haut eher glatt war als runzlig und ihnen die Schwänze fehlten. Doch ihre Schultern schoben sich ähnlich hervor, um eine Art Plattform zu bilden. Die Ohren waren groß und fächerartig. Der Schädel wölbte sich hoch über einem Paar Knopfaugen und trug auf der Nase ein Horn, dann verjüngte er sich zu einer Schnauze, deren Lippen seltsam weich und flexibel waren. Das Horn widersprach diesem Eindruck, denn es war eine große, elfenbeinweiße Klinge mit einem Sägezahnkamm hinten.

»Warte, Dominic!« Kathryn eilte zu ihm. »Nicht schießen. Das sind Nogas!«

»Hm?« Er senkte die Waffe.

»Das ist unser Wort dafür. Menschen können didonische Wörter nicht aussprechen.«

»Du meinst, sie sind die …« Flandry war bereits eigenartigen Formen von Sophonten begegnet, aber keinem, der nicht irgendein Gegenstück zu einer Hand besessen hätte. Welchen Wert hatte eine Intelligenz, die nicht in der Lage war, aktiv ihre Umgebung umzugestalten?

Als Flandry genauer hinschaute, sah er, dass die Wesen keineswegs grasten. Zwei knieten in einer Ecke des Feldes und gruben Aststümpfe aus, während ein drittes einen gestutzten Baumstamm auf ein Gebäude zurollte, dessen Dach über einer Hügelkuppe sichtbar war. Das vierte zog einen grobschlächtigen hölzernen Pflug über den neu gewonnenen Ackerboden. Ein fünftes ging hinter dem Pflug und lenkte mithilfe eines Geschirrs. Auf seinen Schultern ritt ein Paar kleiner Tiere. Weil in einiger Entfernung gepflügt wurde, waren Einzelheiten durch die dunstige Luft nur schwer auszumachen. Ein sechstes Wesen, das näher zu Flandry stand, weidete nicht zwischen den Büschen, sondern zupfte dort Unkraut.

»Komm mit!« Kathryn stürmte los, leichtfüßig trotz ihrer Last.

Der Marsch war Tag und Nacht Plackerei gewesen. Im Lager waren sie beide zu beschäftigt gewesen – weil sie die einzigen mit Wildniserfahrung waren –, als dass sie ein sinnvolles Gespräch hätten führen können, ehe sie schlafen gehen mussten. Dennoch wurden sie belohnt; auch wenn sie keine Zeit zum Trauern hatten, begannen ihre Wunden doch zu verheilen. Kathryn wurde durch ihren Eifer plötzlich so lebendig, dass Flandry seine Umgebung völlig vergaß. Als wäre sie eine nahe Sonne, sah er nichts mehr außer ihr.

»Hallo!« Sie blieb stehen und schwenkte die Arme.

Die Nogas hielten ebenfalls inne und stierten sie kurzsichtig an. Zuckend reckten sie Ohren und Nasen in die stinkende, feuchte Hitze. Flandry wurde in die Welt zurückgerissen. Sie könnten Kathryn womöglich angreifen. »Ausschwärmen«, befahl er knapp denjenigen seiner Männer, die Waffen trugen. »Im Halbkreis hinter mich. Die Übrigen stellen sich an den Anfang des Weges.« Er lief zu Kathryn und stellte sich neben sie.



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