Flammender Abgrund by Popma Gabriele

Flammender Abgrund by Popma Gabriele

Autor:Popma, Gabriele [Popma, Gabriele]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: anTina, cThriller
veröffentlicht: 2015-08-22T22:00:00+00:00


Wir verabschiedeten uns vor einem Motel, in dem Chris und Cathy ein Zimmer gemietet hatten. David hatte bereits einige Telefonate geführt und herausgefunden, dass sich Geraint Raynor auf einer seiner Baustellen aufhielt.

Während David den Weg suchte, wurde ich immer aufgeregter. Ich wollte mir San Francisco ansehen, diese schöne Stadt mit ihren hügeligen Straßen und edlen Häusern, doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Meine Brust schien zu eng geworden zu sein für mein Herz, das vor Nervosität so laut pochte, dass es alle anderen Geräusche zu verdrängen schien. Am liebsten wäre ich wieder umgedreht. Doch mein Stolz und vermutlich auch meine Neugier ließen das nicht zu. Immer wieder versuchte ich mir das Treffen mit meinem Vater vorzustellen, überlegte mir Sätze, wie ich ein Gespräch einleiten konnte und wie ich ihm schonend und vor allem glaubhaft sagen konnte, dass ich seine Tochter war.

Schließlich parkten wir am Rande eines großen freien Platzes, in dessen Mitte ein rechteckiges Gebäude entstand. Es war fünfstöckig und maß sicher an die einhundert Meter in der Breite. Riesige Kräne schwenkten ihre Lasten nach oben zu Männern, die wie Ameisen an den Gerüsten krabbelten. Loses Baumaterial war an der rechten Seite des Platzes aufgestapelt, wo auch einige Bauwagen und drei große Wohncontainer standen, die üppig mit Graffiti beschmiert waren.

David legte den Arm um mich. „Soll ich dich begleiten?“

„Nein, ich glaube, das muss ich allein durchstehen.“

„Du redest, als würdest du zu deiner Hinrichtung gehen.“

„Im Moment fühle ich mich auch so.“

„Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen.“ David küsste mich sanft. „Im schlimmsten Fall glaubt er dir kein Wort.“

Das befürchtete ich allerdings auch. Schließlich hatte ich keinerlei Beweise vorzubringen, dass ich tatsächlich Geraint Raynors Tochter war. Ich schluckte. Meine Kehle war wie zugeschnürt und das Atmen fiel mir schwer. Doch dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und betrat die Baustelle. Ich kam mir völlig fehl am Platz vor.

„He, Sie, können Sie nicht lesen?“

Ich drehte mich zu dem Bauarbeiter um, der mich so barsch angefahren hatte und sah gleichzeitig das Schild mit der dicken Aufschrift „Betreten verboten“.

Hinter mir begann ein Betonmischer zu röhren und ich musste schreien, um mich verständlich zu machen. „Ich suche Mr. Raynor.“

„Ich glaube kaum, dass der Chef Zeit für Sie hat.“ Der Mann musterte mich abschätzend. „Was wollen Sie denn von ihm?“

„Das möchte ich ihm gern selbst mitteilen“, antwortete ich verbindlich. „Wenn Sie mir bitte sagen würden, wo ich ihn finde?“ Ich bemühte mich, den misstrauischen Blick entschlossen zu erwidern, und schließlich lenkte der Mann ein.

„Versuchen Sie es dahinten im Büro“, riet er mir und zeigte auf den äußersten Bauwagen.

Beim Näherkommen sah ich das grob gezimmerte Schild, auf dem in großen handschriftlichen Buchstaben „Büro“ stand. Als ich die drei Treppen hochstieg, trocknete mein Mund völlig aus und ich musste mir erst einige Male über die Lippen lecken, bevor ich die Hand hob. Mehrere Sekunden lang verharrte ich in dieser Position und wenn mich jemand sah, dachte er bestimmt, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf. Schließlich schloss ich die Augen, atmete tief durch und klopfte an.



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