Fiasko by Stanislaw Lem

Fiasko by Stanislaw Lem

Autor:Stanislaw Lem [Lem, Stanislaw]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Das Plasmafeuer zeugte noch mehr von technischen Arbeiten. Dennoch blieb der Mond stumm, er besaß auch kein Magnetfeld, und Steergard entschloß sich zur Landung. Sollte es dort irgendwelche Geschöpfe geben, so nur unterirdisch, tief unter der von Kratern und Calderen zerklüfteten Felskruste. Erstarrte Lavameere erglänzten in einem Kranz n Streifen, die sich vom größten Krater, aus der Nähe des Pols, nach allen Seiten streckten.

Steergard faßte den Entschluß zur Landung, nachdem er den HERMES zuvor zum Kometen gemacht hatte. An den Längsseiten des Rumpfes öffneten sich die Kingstonventile und stießen Schaum aus, der, durch Gasspritzen aufgebläht, das ganze Raumschiff einhüllte wie ein großer Kokon unregelmäßig geronnener Blasen.

Der HERMES steckte in der schwammigen, porösen Masse wie ein Kern in der Frucht.

Selbst aus der Nähe sah er wie ein langer, von Kratertrichtern übersäter Gesteinsbrocken aus.

Die Reste der geplatzten Blasen machten diese Kruste der eines Asteroiden ähnlich, der seit Urzeiten von Staubwolken und Meteoren bombardiert worden war.

Der unerläßliche Antriebsausstoß sollte dem Kometenschweif gleichen, der sich im Verlauf des Fluges ins Perihel zentrifugal von der Sonne wegwandte. Diese Illusion wurde durch die Ausstoßdeflektoren erzielt. Eine genaue Spektralanalyse hätte zwar einen Impuls und eine Zusammensetzung der Gase aufgedeckt, wie sie bei Kometen nicht vorkommen, aber eine solche Eventualität war einfach nicht auszuschließen. Der HERMES ging mit hyperbolischer Geschwindigkeit von der Sexta zur Bahn der Quinta, schließlich gab es, wenngleich selten, derlei schnelle, keinem System zugehörige Kometen. Nach zweiwöchiger Reise bremste er hinter dem Mond ab und fuhr die Manipulatoren mit den Fernsehaugen aus. Die Illusion eines alten, zerschundenen Felsens war vollkommen — erst unter einem energischen Schlag gab das vorgebliche Gestein elastisch nach wie ein Ballon.

Die Landung selbst ließ sich nicht tarnen. Mit dem Heck voran in die Mondatmosphäre tauchend, verbrannte der HERMES die Hülle der Düsen, und den Rest besorgte die atmosphärische Reibung. Sie riß die glutheiße Maskierung herunter; nackt, flammenspeiend, setzte der gepanzerte Koloß seine sechs weitgespreizten Pranken auf den Grund, dessen Festigkeit er zuvor mit einer Salve von Geschossen geprüft hatte. Eine gute Weile ging es rings um das Raumschiff wie ein Regen nieder: Die verbrannte Tarnhülle fiel herab. Danach bot sich ein Blick über die gesamte Umgebung, bis an den Horizont. Das Plasmapendel lag hinter dem gebauchten Rand eines großen Kraters. Der Druck betrug vierhundert Hektopascal, man konnte die Flugaufklärung mit Helikoptern unternehmen. Ohne Tarnung, vor aller Augen. Das Spiel begann, der Einsatz war bekannt — die Regeln nicht.

Den acht Helikoptern, die in ein tausend Meilen messendes Rund geschickt worden waren, geschah nichts. Aus ihren Aufnahmen entstand eine Karte, die die achttausend Quadratkilometer um den Landeort erfaßte. Die Karte eines typischen Himmelskörpers ohne Luft, chaotisch verstreute Krater und Trichter, teilweise gefüllt mit vulkanischem Tuff. Nur im Nordosten hatten die Videogeräte eine bewegte Feuerkugel im Bild festgehalten. Sie schoß über felsigen Grund, in den sie entlang ihrer Bahn einen flachen, heißen Hohlweg geschmolzen hatte. Dieses Gelände wurde nochmals von den Helikoptern aufgesucht, die im Flug und vom Boden aus Messungen und Spektralanalysen vornahmen. Einer wurde mit Absicht in die Nähe der Sonnenkugel gesteuert.



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