Fantasien in Samt und Seide by Susanna Calaverno

Autor:Susanna Calaverno [Calaverno, Susanna]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783955206345
Google: KvBpAwAAQBAJ
Barnesnoble:
Goodreads: 22706113
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2013-12-31T23:00:00+00:00

KAPITEL 8

Spiele zu dritt

Als sie schließlich vor einem mit Lotosblumen kunstvoll bemalten Portal stoppte, waren wir beide ein wenig außer Atem.

»Diese Galerie ist übrigens ein Frauengeheimnis. Nicht dass du dich Thierry gegenüber verplapperst«, erinnerte Pauline mich und stieß den einen Torflügel auf.

»Wie wunderschön!«, entfuhr es mir, sobald ich einen Blick hindurchgeworfen hatte.

Der riesige Raum wurde von einer Kuppel überdacht, die so kunstvoll bemalt und angestrahlt wurde, dass sie einem echten Abendhimmel am Rande der Sahara täuschend ähnlich sah.

Verzaubert trat ich ein paar Schritte hinein, als ein Paar hinter mir höflich hüstelte.

Die Becken waren hier mit glattgeschliffenem Sandstein eingefasst, und überall spuckten Krokodilskulpturen Fontänen in das grünlich schillernde, nach Blüten duftende Wasser, auf dem vereinzelt Lotosblüten schwammen.

Im Hintergrund verschwanden immer wieder Paare zwischen den mit Hieroglyphen übersäten Säulen im Dunkeln. Andere tauchten wieder auf und mischten sich erneut unter die Menschen zwischen den Becken. Offenbar gab es hier so etwas wie Séparées.

Eine große Sphinx links von uns bewachte ein kreisrundes Becken, das von einem täuschend echten Wasserfall gespeist wurde. In separaten Becken rechts und links der Felsen, die beinahe hinter der funkelnden Wand aus Sprühnebel verschwanden, wuchsen exquisite Seerosen, unter ihnen blauer, duftender Lotos, der der Stolz jedes botanischen Gartens gewesen wäre.

Und auf einer der dort wie zufällig verteilten Liegen mit ihren schneeweißen Bezügen lümmelte Thierry, einen kleinen Keramikkrug in der Hand, und saugte gelangweilt an einem Strohhalm.

Als er uns erblickte, wich die Langeweile augenblicklich professioneller guter Laune.

»Da seid ihr ja endlich«, begrüßte er uns und winkte lässig nach einem der barbusigen Mädchen in den kompliziert gewickelten Röcken, die mit Tabletts die Runde machten.

Ihre spitzen Brüste wippten provozierend, während sie Pauline und mir von den Cocktails anbot.

»Nehmt die Sachmets«, riet Thierry. »Die sind heute besonders gut!« Das Mädchen kicherte und drehte das Tablett so, dass sich die Krüge mit der Darstellung einer gefährlich aussehenden Löwin direkt vor uns befanden.

Pauline griff ohne Zögern zu. Ich tat es ihr nach, schnupperte aber noch misstrauisch an der seltsam milchigen Flüssigkeit, als sie bereits einen tiefen Zug nahm und zufrieden seufzend feststellte: »Genau das, was ich jetzt brauche. Das sollten sie auch in den anderen Bereichen einführen!«

Vorsichtig nahm ich einen kleinen Schluck. Es schmeckte nach Kokos, ein wenig nach Zitrusfrüchten und nach etwas sehr süßem Alkoholischem. Was mochte es sein?

Ich versuchte noch, den fremden Geschmack einzuordnen, als Thierry beiläufig sagte: »Hauptbestandteil ist Dattelwein, dazu Arrak, Kokosmilch und Fruchtsaft. Er schmeckt harmlos, ist aber alles andere als das!«

Ich nahm es als die dezente Warnung auf, als die es gedacht war, und nippte mit entsprechendem Respekt an meinem Getränk. Pauline dagegen trank ihren Becher in großen, durstigen Zügen leer und winkte dem Mädchen erneut.

Mein Erstaunen bemerkend, beugte Thierry sich näher zu mir und murmelte: »Sie verträgt es, keine Sorge. Na, hat sich unser kleines Täuschungsmanöver nicht gelohnt?!« Er blickte sich so stolz um, als sei er zumindest Miteigentümer dieser herrlichen Therme.

»Unbedingt«, stimmte ich ihm zu und beobachtete aus den Augenwinkeln Paulines Hand, die gedankenverloren mit ihrem zu winzigen, leuchtend blau gefärbten Zöpfen geflochtenen Schamhaar spielte.

»Wie hat es dir bisher gefallen?« Thierry erwartete offenbar einen Bericht.

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