FALLEN: Kein Abgrund ist tief genug (German Edition) by J. S. Wonda

FALLEN: Kein Abgrund ist tief genug (German Edition) by J. S. Wonda

Autor:J. S. Wonda [Wonda, J. S.]
Format: epub
veröffentlicht: 2017-08-31T16:00:00+00:00


Die Bestrafung

Amely

Ich habe einen inneren Wecker, den ich nach Belieben stellen kann. Auch wenn mein Zeitgefühl den Tag über nicht funktioniert, kann ich innerlich sehr genau bestimmen, wann ich aufwache. Als ich es tue, weiß ich, dass es ungefähr ein Uhr nachts ist. Cole liegt neben mir.

Ich bin noch nicht ganz wach, spüre aber schon die Zerrissenheit, die das von mir heraufbeschworene Drama mit sich bringt. Ich sollte Cole die Wahrheit sagen, aber damit würde ich alles auf einen Schlag zerstören. Wenn mir etwas an unserer Beziehung liegt und ich weiter daran festhalten will, sollte ich erst mit ihm sprechen, wenn Noah das Haus verlassen hat.

Aber wird er das?

Ich bin ehrlich, ein Teil von mir wünscht es sich. Dass er geht. Damit kann ein Teil in mir sehr gut leben. Er ist sogar sehr groß.

Ich bin nicht bereit, mich zu verlieben, denn Verlieben bedeutet Unsicherheit und Schmerz und Nervosität und einen ungewissen Ausgang. Führen wir nicht Beziehungen, weil wir uns damit abgefunden haben, dass das Prickeln der frischen Liebe zwar fehlt, die Ruhe der Sicherheit dafür aber bleibt?

Jaden hatte recht; die Affäre mit Noah war etwas wie eine Rache an Cole dafür, dass auch er mich vor unserem Umzug in Wisconsin betrogen hat. Die Rache ist vergolten, mein Abenteuer beendet, aber das Gefühl bleibt.

Das Gefühl, das mich geräuschlos aufstehen und durchs Haus gehen lässt. Die Zimmer liegen ruhig da. Die Küche ist aufgeräumt, ich finde nicht einmal das Überbleibsel einer Pappschachtel. Hatten sich die Männer doch nichts zu essen bestellt? Skeptisch öffne ich den Mülleimer – tatsächlich. Irgendjemand hat aufgeräumt. Cole? So etwas tut er fast nie, und schon gar nicht dann, wenn er von einer Bohrinsel zurückkommt.

Ich gebe dem Mülleimer einen Schubs, sodass er sich geräuschvoll schließt, und hadere eine Weile mit mir, ehe ich die Treppe nach unten nehme.

Ich liebe das Haus und bewege mich gerne darin, auch nachts. Ich empfinde keine Angst, jeder Winkel ist mir mittlerweile vertraut. Hier unten befinden sich nicht nur die zwei Gästezimmer und die Garage, sondern auch der Waschraum.

Ich habe zugegebenermaßen keine Ahnung, was mich hinter der Tür zu Noahs Zimmer erwartet, als ich den Knauf drehe. Es ist dunkel, einzig die rechte Nachttischlampe brennt. Er hat die Notizen mittlerweile entfernt, die er zuvor an der Wand angebracht hatte, und auf seinem Schreibtisch gestapelt.

Er sitzt in dem einzigen Sessel des Raumes vor dem wie ein Erker gewinkelten Fenster, das einen seitlichen Meerblick erlaubt. Sein Fuß ruht auf dem Knie, seinen Unterschenkel nutzt er als Ablagefläche für den Block, auf dem er zeichnet.

Ich drücke die Tür hinter mir ins Schloss und weiß nicht, womit ich anfangen soll. Worüber soll ich sprechen? Über meine Gefühle? Über die Hintergründe meiner Beziehung? Über das Haus? Über die Zukunft?

»Noah, ich …«

»Zieh dich aus.« Seine Stimme klingt bestimmend.

»Ahm.«

»Ein einfacher Befehl. Zieh dich aus.« Er sieht nicht einmal auf. Zeichnet weiter, was auch immer er zeichnet. Seine Hand bewegt sich schnell, sein Gesicht liegt im Schatten.

»Ich bin wirklich nicht hierhergekommen, um irgendetwas …« Das bin ich wirklich nicht. Nicht eine Sekunde ist mir in den Sinn gekommen, dass er geplant haben könnte, mich zu verführen.



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