Erleuchtung gefällig? - ein esoterischer Selbstversuch by Ch. Links Verlag <Berlin>

Autor:Ch. Links Verlag <Berlin>
Format: epub
Herausgeber: Ch. Links Verlag <Berlin>
veröffentlicht: 2013-06-12T16:00:00+00:00

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Am Sonntag, zum Abschluss unseres Basisseminars, folgt das, was die Dozentin als »die Meisterprüfung« bezeichnet. Wir sollen nicht mehr bloß irgendwelche Botschaften für eine andere Person empfangen, ohne vorher zu wissen, für welche. Jetzt soll es darum gehen, bei der geistigen Welt für eine spezifische Person eine spezifische Antwort auf eine spezifische Frage dieser Person zu bestellen. Eine doppelte Einschränkung der Beliebigkeit und im Grunde das, was wir auch machen müssten, wenn wir eines Tages als mediale Lebensberater arbeiten wollten. Eine Aufgabe mit einem enormen Risiko der Botschaftsverfälschung, warnt uns die Kursleiterin. Je eingegrenzter Adressaten- und Themenkreis, desto größer ist die Versuchung, mit den eigenen Überlegungen beim Empfangen nachzuhelfen. Je genauer die Anweisung ausfällt, desto schwieriger ist es, Antworten zu finden, die immer richtig sind.

Deswegen müssen wir uns intensiv auf diese Übung vorbereiten und sorgsam an den Fragen feilen. Wenn wir für uns selbst arbeiten, sagt die Dozentin, könnten vage formulierte Fragen ja vielleicht noch funktionieren, weil wir die Energie instinktiv in die gemeinte Richtung lenken. Wobei natürlich auch das nicht ratsam ist. »Wenn die Fragen nicht präzise sind«, sagt sie, »kann es schnell passieren, dass ihr Blödsinn rausbekommt.«

In Stillarbeit entwerfen wir unsere Fragen, anschließend tragen wir sie vor. Corinnas Klärungsbedarf fällt bombastisch aus, sie liest vor, worauf sie sich eine Auskunft erhofft: »Was hindert mich am Vorankommen auf den verschiedenen Ebenen meines Daseins, in meiner spirituellen Entwicklung, in beruflicher Hinsicht sowie in einer persönlichen Beziehung zu einem Mann, und wie kann ich mein Potenzial in diesen Bereichen annehmen und für meine Umwelt entfalten?«

»Unzumutbar«, sagt die Dozentin.

»Aber wenn es eine gemeinsame Ursache gibt für all diese Punkte?«, fragt Corinna.

»Wir müssen fokussieren«, sagt die Dozentin. Sie überlegt kurz und dampft die Frage zusammen, auf den psychologischen Kern. Corinna notiert: »Was hilft mir, meine Kraft und Stärke anzunehmen?«

Für Ursula destillieren wir den Satz: »Wie kann ich mein Herz öffnen?«

Teresa schickt die Frage danach ins Rennen, was sie tun kann, um sich selbst stärker zu vertrauen. Das können wir so stehen lassen.

Astrid erhofft sich von den Meistern der Lichtebene eine Antwort auf diese Frage: »Was hilft mir, meine Wünsche umzusetzen?«

Das ist zwar kurz und bündig, aber zufrieden ist die Dozentin nicht. »Welche Wünsche?«, fragt sie.

Kraft, Stärke und Selbstvertrauen sind zwar auch nicht unbedingt Begriffe mit fest abgesteckten Bedeutungsgrenzen. Trotzdem scheint mir, dass die Seminarleiterin von Astrids Wünschen ein besonderes Maß an Präzision verlangt. »Was wünschst du dir? Endlich paragleiten? Konkretisieren, Astrid. Konkretisieren!«

»Na ja«, sagt Astrid. »Beruflich zum Beispiel. Wie finde ich den Beruf, der mich glücklich macht. Oder wie ich meine Hemmungen loslassen kann.«

»Das sind schon zwei Wünsche. Welchen nimmst du?«

Astrid schwankt hin und her. »Der Beruf«, sagt sie dann, »nagt schon ganz schön an mir.«

Die Dozentin mustert sie einen Moment. »Wenn ich dir einen Tipp geben darf«, sagt sie. »Nimm lieber die Hemmungen. Wenn du die Hemmungen bearbeitest, ergibt sich das Berufliche von ganz alleine.«

Auch ich habe lange überlegt, welche Frage ich einbringen möchte. Leicht fiel es mir nicht, eine gute zu finden. Es gibt natürlich viel, was mich bewegt, vieles, bei dem ich selbst nicht weiter weiß und ein Wink von oben durchaus willkommen sein könnte.

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