Das Herz der Savanne - Afrika-Roman by Bastei Lübbe

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe
Die sprache: de
Format: mobi
ISBN: 9783838710921
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2011-10-31T23:00:00+00:00


Siebzehntes Kapitel

»Wo warst du gestern Nacht, Horatio?«

Er öffnete die Augen, wand die Schultern aus Ruths hartem Griff. »Wovon sprichst du?«

Ruth schnappte nach Luft. »Wovon ich spreche? Ich bin aufgewacht, und du warst nicht neben mir.«

»Und das ärgert dich so? Ich konnte nicht schlafen. Deshalb bin ich noch einmal aufgestanden und habe mir die Beine vertreten.«

Ruth warf den Kopf zurück und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Die Beine vertreten, dass ich nicht lache! Und deshalb sitzt Sergeant Lang jetzt in unserer Loggia und hat zwei Uniformierte in seinem Auto hocken, ja? Lüg mich bloß nicht an! Ich kann noch jetzt den kalten Rauch eines Lagerfeuers riechen.«

Horatio richtete sich auf. Ein Blick auf den Wecker zeigte ihm, dass es kurz nach sechs war.

»Wo warst du?«, herrschte Ruth ihn an. »Los, sag es mir.«

Horatio schüttelte den Schlaf von sich. »Willst du mir nicht erst einmal erzählen, was eigentlich los ist? Was macht der Sergeant in aller Herrgottsfrühe auf Salden’s Hill?«

Ruth ließ die Arme fallen. »Er sagt kein Wort. Nur, dass er dich dringend sprechen will. Das ist alles. Und das ist ungewöhnlich genug.«

Horatio nickte. Er stand auf, zog sich Jeans und einen Pulli über, fuhr sich durch das dichte Haar und angelte die Brille von seinem Nachttisch. »Ich werde mit ihm sprechen.«

»Nein! Halt!« Ruth hatte ihn beim Ärmel gepackt. »Zuerst sprichst du mit mir. Wo warst du diese Nacht? Was ist hier eigentlich los? »

Behutsam befreite sich Horatio. »Das weiß ich so wenig wie du. Komm mit, dann hören wir uns gemeinsam an, was Sergeant Lang will.«

Widerstrebend folgte Ruth ihm in die Loggia.

Sergeant Lang hatte es sich unterdessen bequem gemacht. Er saß in einem Korbstuhl, vor sich eine Tasse mit frischem Kaffee, in der Hand eine Zigarette. »Ah, da ist er ja, unser schwarzer Bruder.« Er wedelte jovial mit der Hand und machte Horatio ein Zeichen, sich ihm gegenüber hinzusetzen, dann wandte er sich an Ruth: »Kleine Frau, hast du nichts zu tun? Wäsche waschen? In der Vorratskammer nach dem Rechten sehen? Das Kindlein in der Wiege schaukeln?«

Ruth schüttelte den Kopf. »Das hier ist meine Farm. Und ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was hier los ist. Die Polizei ist ja gewiss nicht gekommen, um uns zum schönen Wetter zu gratulieren.«

Der Polizist warf einen resignierten Blick auf Horatio und seufzte. »So sind sie. Einen Augenblick lassen wir sie aus den Augen, und schon tanzen sie uns auf der Nase herum.« Er lachte gutgelaunt.

Ruth setzte sich neben Horatio. Das Lachen des Polizisten verhieß nichts Gutes, auch wenn es auf Fremde so wirken mochte. Ruth aber kannte Sergeant Lang schon einige Jahre und wusste, dass er seinen Vorgänger nicht etwa in Pension geschickt, sondern eher vergrault hatte. Mehr als einmal hatte Ruth miterlebt, dass sich hinter der Maske des jovialen Gesetzeshüters ein Mann verbarg, der rücksichtslos seine eigenen Ziele verfolgte und dabei, wenn nötig, sogar über Leichen ging. So hatte sie mitangesehen, wie Sergeant Lang im Pub von Dordabis einen Farmer fertiggemacht hatte, der kurz vor dem Ruin stand und deshalb sein Gerätehaus angezündet hatte, um die Versicherungssumme zu kassieren.



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