Ein unmoralisches Angebot by NICOLA CORNICK

Ein unmoralisches Angebot by NICOLA CORNICK

Autor:NICOLA CORNICK [CORNICK, NICOLA]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-86349-978-5
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2012-10-15T10:50:32+00:00


7. KAPITEL

Statt sich in ihr Zimmer zu begeben, ging Sarah auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und in die Bibliothek, um sich ein Buch zu holen. Die Lektüre sollte sie etwas beruhigen. Sie nahm sich ein Werk, das zu ihren Lieblingsbüchern gehörte, setzte sich in den alten Lehnstuhl und blätterte langsam die Seiten um. Sie genoss es, das Buch erneut anzuschauen, und entspannte sich.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und die Flamme der Kerze flackerte im Luftzug. Heftig zuckte Sarah zusammen, und das Buch fiel ihr aus der Hand. Einen Moment lang war die auf der Schwelle stehende Silhouette nicht zu erkennen. Dann sah Sarah Lord Renshaw in den Lichtkreis treten und gab einen langen Seufzer der Erleichterung von sich. Nicht Lord Allardyce, aber möglicherweise genauso gefährlich! Es war ganz entschieden ein Fehler gewesen, im Haus herumzuwandern, nachdem die Lichter gelöscht worden waren. „Guten Abend, Mylord. Konnten Sie nicht schlafen?“ Sarah war stolz darauf, dass ihre Stimme so fest geklungen hatte, und sogar noch stolzer darauf, dass ihr Ton so desinteressiert gewesen war. Sie hob das Buch auf, stand auf und schaute Lord Renshaw höflich abwartend an.

„Noch habe ich nicht versucht zu schlafen“, erwiderte er leichthin, „weil ich mit anderen Aktivitäten zu beschäftigt gewesen bin. Aber Sie, Miss Sheridan … Ich hatte angenommen, Sie hätten sich schon vor Stunden zurückgezogen.“

Sarah war wütend über die beiläufige Erwähnung der Ausschweifungen, denen er sich erst vor Kurzem hingegeben hatte. Sie lächelte kalt.

„Ich bin erstaunt, dass Sie die Zeit hatten, das zu bemerken, Mylord! Sie waren … etwas beschäftigt!“

Ein Lächeln, das nicht beruhigend wirkte, erschien um Lord Renshaws Lippen. Das flackernde Kerzenlicht ließ ihn sehr groß erscheinen und verlieh seiner Haut einen bronzenen Schimmer. „Oh, ich habe das sehr wohl bemerkt, Miss Sheridan. Ich habe bemerkt, dass Allardyce höchst aufmerksam zu Ihnen war und dass seine Komplimente Ihnen nicht unwillkommen waren!“

Sarah zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Seine Lordschaft war amüsant!“

„Ich verstehe. Sie fanden meine Warnung nicht der Beachtung wert?“

„Ich habe Ihr Urteil als falsch befunden, Mylord“, antwortete sie kalt. „Das haben Sie mir durch Ihre Wahl der Gesellschaft bewiesen.“

„Ich verstehe“, sagte Guy erneut. Er ging einen Schritt auf Miss Sheridan zu und war ihr dann so nah, dass er sie berühren konnte. Sie spürte, wie angespannt er war. „Haben Sie etwas gegen die Gesellschaft, mit der ich mich abgebe?“

„Dazu habe ich keine Meinung“, äußerte sie, geistesgegenwärtig der Falle ausweichend, in die er sie hatte locken wollen. „Höchstens die, die jede wohlerzogene Dame hat, die nicht wünscht, dass ihr vor Augen geführt wird, welche Liebschaften andere Leute haben!“

Guy legte Miss Sheridan die Hand unter das Kinn und drückte ihr leicht den Kopf in den Nacken, sodass sie ihn ansehen musste. „Sie haben keine persönliche Meinung zu der Sache? Obwohl ich Ihnen das Recht auf eine eigene Meinung zubillige?“

Es kostete Sarah viel Selbstüberwindung, Lord Renshaw ruhig in die Augen zu sehen. „Sie werden sich erinnern, Mylord, dass ich Ihren Heiratsantrag abgelehnt habe“, erwiderte sie gelassen. „Damit habe ich auf das Privileg verzichtet, mir eine Meinung über Ihr Benehmen zu bilden.



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