Du und ich und all die Jahre by Silver Amy

Du und ich und all die Jahre by Silver Amy

Autor:Silver, Amy [Silver, Amy]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783644521315
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2013-07-18T23:00:00+00:00


Wir gingen eine Ewigkeit schweigend nebeneinanderher. Das heißt, ich stolperte neben Julian das Kopfsteinpflaster entlang, er stützte mich. Aus den Wohnungen am Flussufer und den Booten am Kai drang der Lärm der Menschen zu uns heraus, die auf das neue Jahr anstießen, als die Uhr Mitternacht schlug. Jeder, der uns entgegenkam, rief uns ein fröhliches bonne année zu. Ich versuchte zu antworten, Julian sagte nichts.

«Wo gehen wir hin?», fragte ich schließlich. «Was wird aus Karl? Und Alex?» Er hielt einen Moment lang inne und sah sich um.

«Da rein», sagte er und zeigte auf eine Bar in einer Seitenstraße, vielleicht fünfzehn Meter von uns entfernt.

Le Rendezvous, eine winzige Kaschemme, die nach abgestandenem Bier und Gitanes stank, war nicht der Ort, den ich mir ausgesucht hätte, um das neue Jahr zu begrüßen. Ein Gefühl, das man in Paris zu teilen schien, denn abgesehen von einer missmutigen Barfrau und ein paar Betrunkenen am Tresen, waren wir die einzigen Gäste. Aber wenigstens war es warm, und ich konnte mich hinsetzen. Meine Füße taten höllisch weh.

Julian bestellte eine Karaffe Rotwein. Wir setzten uns in eine Ecke und prosteten uns zu.

«Frohes neues Jahr, Nic», sagte Julian und stieß mit seinem Glas gegen meins. Ich brach erneut in Tränen aus. Nachdem ich aufgehört hatte zu weinen, ging ich auf die (eklige) Toilette, um mich wieder herzurichten, dann kam ich zurück an den Tisch, lächelte strahlend und sagte: «Okay, das reicht. Keine Tränen mehr. Zumindest nicht heute Nacht.»

Julian wirkte erleichtert und legte seine Hand auf meine. «Du kannst so viel weinen wie du willst, Herzchen. Nicht dass er deine Tränen wert wäre. Er verdient überhaupt nichts von dir. Arschloch.»

«Was ist mit den anderen? Wir sind einfach gegangen, ohne irgendetwas zu sagen.»

«Das geht schon in Ordnung. Ich habe Karl Bescheid gegeben und ihm gesagt, dass er Alex suchen soll.»

«Tut mir leid, Jules …»

«Was tut dir leid?»

«Dass ich deine perfekte soirée sur une péniche versaut habe.»

«Du hast sie nicht versaut, Nic. Das war Aidan. Und außerdem», fuhr er fort, während er uns noch ein Glas einschenkte, «ist die Nacht noch nicht zu Ende.»

Ich zog eine Augenbraue hoch, dann hob ich mein Glas.

«Auf uns!» Julian stieß mit mir an. «Dich und mich, Nic. Wir brauchen niemanden sonst, nur dich und mich.»

«Und Alex», sagte ich, «und Karl.»

«Aber Mike nicht …», stellte Julian fest, woraufhin wir beide anfingen zu kichern und nicht wieder aufhören konnten. Tränen rannen uns übers Gesicht, so sehr mussten wir lachen. Die schlechtgelaunte Barfrau und die Betrunkenen beäugten uns misstrauisch. Uns war das gleichgültig. Als wir die Fassung wiedererlangt hatten, sagte Julian: «Ich liebe Karl, und ich liebe Alex, aber du bist das Wichtigste auf der Welt für mich, Nic. Solange es dich und mich gibt, wird alles gut.»



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