Drei by Dror Mishani

Drei by Dror Mishani

Autor:Dror Mishani [Mishani, Dror]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Diogenes Verlag
veröffentlicht: 2019-08-27T22:00:00+00:00


6

Sonntag, gegen zwölf Uhr mittags, der erste Besuch in Gils Wohnung.

Emilia wartet in der Balfour-Straße auf ihn, vor dem Haus, von dem er denkt, sie würde darin noch wohnen. Der Gedanke, dass sie heute seine Wohnung putzen soll, hat ihr keine Freude bereitet, als sie am Morgen aufgewacht ist, und die Enttäuschung, dass er sie nicht gebeten hat, Esther zu pflegen, wie sie für einen Moment dachte, nagt noch immer an ihr. Aber er holt sie mit dem Wagen ab und ist zuvorkommend und aufmerksam, sagt, er freue sich, sie zu sehen, und fragt nach ihrem Befinden, was eine große Abwechs‌lung ist zu dem trüben Morgen mit Adina und Chava, die erschien, um Emilia abzulösen, und mit Worten und Blicken deut‌lich machte, dass sie alles andere als glück‌lich darüber ist, dass Emilia sich jeden Sonntag freinimmt. Es ist das zweite Mal, dass Emilia in Gils Wagen sitzt, und die Nähe zu ihm in dem geschlossenen Raum bringt ihr Nachum zurück.

Gil erzählt, er habe Esther am Wochenende besucht und ihr gesagt, dass er Emilia getroffen hat. Esther lasse sie ganz herz‌lich grüßen und sende ihr Küsse. Sie freue sich, dass sie in Kontakt miteinander stünden. Er erzählt, er habe seine Mutter ermutigt, öfter aus dem Haus zu gehen, und sie habe ihm versprochen, wieder mit dem Schwimmen anzufangen. Er sagt, seine Mutter vermisse Emilia, und fragt sie, ob sie nicht die Gegend vermisse, in der sie zwei Jahre lang gewohnt hat, und Emilia sagt ja. Er habe Esther nichts von der Wohnung erzählt, die Emilia saubermachen wird, da seine Mutter nichts von der Scheidung weiß und er vorerst auch nicht vorhabe, ihr davon zu erzählen. Und er bittet Emilia auch nicht, Esther zu besuchen oder sie anzurufen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Als er den Wagen auf dem Bürgersteig abstellt, öffnet Emilia ihren Sicherheitsgurt, weil sie denkt, sie seien da, aber Gil sagt: »Noch nicht. Warten Sie einen Moment. Ich muss für Sie ein paar Sachen kaufen. Bin sofort wieder da.« In der Plastiktüte, die er in der Hand hält, als er wieder in den Wagen steigt, sind flüssiger Allzweckreiniger für die Böden, WC -Reiniger, Putzlappen, Gummihandschuhe und Nylonschnüre, die Emilia später auf seine Bitte hin zwischen zwei rostige Streben spannen wird, die aus der Hauswand unter dem Badezimmerfenster ragen, um dort Wäsche aufzuhängen. Während der Fahrt sagt er zu Emilia: »Mir ist nicht wohl dabei, dass am Ende Sie das machen. Sind Sie sicher, dass Sie Ihren freien Tag so verbringen möchten?« Aber Emilia will es sich nicht anders überlegen, und als sie zum ersten Mal seine Wohnung betreten, weiß sie, sie hat sich nicht geirrt.

Sie liebt sie vom ersten Augenblick an.

Gil öffnet die Tür, macht Licht im Wohnzimmer und sagt auf Hebräisch: »Also, hier ist es.« Während er mit Emilia einen Rundgang durch die Räume macht, erzählt er, die Wohnung sei mehrere Monate unbewohnt gewesen und dass er vor nicht einmal zwei Wochen begonnen habe, darin zu übernachten. Zum Teil habe er noch gar keine Zeit gehabt, die Sachen, die die Vormieter hinterlassen hätten, zu entsorgen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.