Drachenland: Roman (German Edition) by Reaves Michael

Drachenland: Roman (German Edition) by Reaves Michael

Autor:Reaves, Michael [Reaves, Michael]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2009-07-26T22:00:00+00:00


Willen hörte auf seinem Weg entlang des Rands der Lichtung, wo die Fußsoldaten Falkenwind erwarteten, seltsame, klagende Töne. Vorsichtig pirschte er sich heran. Er spähte hinter einem Baum hervor und entdeckte kein verletztes Tier – sondern Tweel: Mit gekreuzten Beinen saß er neben einem Prasselbeerbusch, sang jammervoll und zupfte dazu ein Penorkon, ein zerbrechliches Instrument aus papierleichten Holzstreifen.

Tweel grinste übers ganze Gesicht, als er Willen sah. »Wie gefällt dir mein Kriegslied? Ich habe es selbst komponiert!«

»Um ehrlich zu sein, ich glaube, das Lied könnte selbst schon einen Krieg rechtfertigen!«

Weitere Soldaten aus Nordwelden waren inzwischen aufgetaucht und lachten.

»Mein Lied gefällt dir nicht?«, fragte Tweel düster.

»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Willen. »Für eine Truthahnjagd ginge es ja. Aber als Kriegslied? Da höre ich mir schon lieber das Rauschen der Segel eines Windschiffs an.«

»Ich muss eben besser spielen lernen«, sagte Tweel traurig und stand langsam auf. »Vielleicht kannst du mir dabei helfen, Willen.«

»Ich?«

Tweel grinste ihn an und zerschlug das Penorkon auf Willens Kopf – es zersplitterte knackend, ohne Schaden anzurichten.

»Da hast du’s!«, rief Tweel, das Gelächter der Zuschauer übertönend. »Das war wirklich ein angenehmeres Geräusch!«

Der Lärm brachte einen rotgesichtigen Hauptmann der simbalesischen Armee auf die Szene; er schrie empört: »Sofort aufhören! König Falkenwind kann jeden Moment eintreffen!«

Aber der Befehl ging unter im Gelächter der Soldaten. Willen und Tweel rauften spielerisch weiter und fielen schließlich in eine ansehnliche Schlammpfütze. Der Hauptmann war fuchsteufelswild. »Bringt die beiden Männer zu mir!«, brüllte er und wischte sich den Schlamm von der Rüstung. »Ich werde dafür sorgen, dass sie …«

Doch in diesem Augenblick ertönte aus den Tiefen des Waldes hinter der Lichtung Hörnerklang. Willen und Tweel waren vergessen, und vierhundert Männer und Frauen aus Oberwald stellten sich in Reih und Glied auf, um die Ankunft Falkenwinds, Voras und der simbalesischen Kavallerie zu erwarten. Sie standen bewegungslos da, während Offiziere die Reihen mit strengem Blick musterten.

Die Nordweldener hatten sich mit etwas Unbehagen an einer Seite aufgestellt; die Truppen aus Oberwald erschienen ihnen lächerlich pompös: reihenweise schimmerten Helme, Brustpanzer und Beinschienen im Sonnenlicht. Sie selbst dagegen trugen strapazierfähige, sie tarnende Lederkürasse und hohe Ledergamaschen.

Da ertönte der metallische Klang der Hörner wieder, aber lauter und näher. In der darauffolgenden Stille erbebte der Boden unter den Hufen galoppierender Pferde. Kurz darauf kam ein Pferd, schwarz wie ein Schatten bis auf den silbernen Sattel und den Stirnschild, aus dem Wald hervorgestürmt.

Falkenwind saß hoch aufgerichtet im Sattel. Er trug eine silberne Rüstung und einen mitternachtsblauen Umhang. Sein Gesicht war trotz des langen Rittes blass und gelassen; es war ja allen vertraut – doch irgendetwas stimmte nicht! Als er näher kam, hörte man Laute des Erschreckens. Falkenwind trug den Rubin nicht mehr! Doch dicht hinter Falkenwind folgten schon die Kavallerie und Vora mit seiner Begleitung. Der General brachte sein Pferd rechts hinter Falkenwind zum Stehen, wie es die Etikette erforderte. Einige Weldener musterten Falkenwind mit Misstrauen. Er war es schließlich, der ihre Forderung, Fandora den Krieg zu erklären, anfangs zurückgewiesen hatte. Andere aber hatten beschlossen, Falkenwind zu vertrauen. Sogar Willen sah in der Entscheidung,



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