Die Welt der Philosophen (B0091PS1GK) by Siegfried König

Die Welt der Philosophen (B0091PS1GK) by Siegfried König

Autor:Siegfried König [König, Siegfried]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-08-23T04:00:00+00:00


Noch eine kopernikanische Wende

Erkenntnis von der Welt ist dadurch möglich, dass die sinnlichen Eindrücke immer schon durch die Kategorien strukturiert sind. Es kann kein Ereignis auftreten, das nicht den Kategorien entspricht, denn dann wäre es eben kein mögliches Ereignis.

Diese Sicherheit der objektiven Erkenntnis hat aber einen Preis. Alle Gegenstände und Ereignisse Ihrer Erfahrung sind von vornherein durch Ihre Denk- und Anschauungsformen geprägt. Ein roter Ball ist nur deshalb für Sie als Gegenstand identifizierbar, weil Sie die Denkform Substanz mit Eigenschaften mitbringen. Die Folge von Ereignissen in der Welt ist nur deshalb verstehbar, weil Sie die Kategorie Kausalität, also Ursache und Wirkung mitbringen.

Erkennen Sie denn dann überhaupt objektive Gegenstände? Sie erkennen objektive Gegenstände weil alles was es gibt und was geschieht nach Ihren Denkformen geschehen muss. Aber was ist der Gegenstand ohne diese Denkformen und ohne die Anschauungsformen von Raum und Zeit? Das eben ist nicht erkennbar, sagt Kant. Und er führt eine Unterscheidung ein, die in der nachfolgenden Philosophiegeschichte heftig diskutiert wurde: Die Unterscheidung von Erscheinung und Ding an sich. Alles, was wir erkennen, ist Erscheinung, sagt Kant. Weil unsere Erkenntnis nur auf Erscheinungen geht, deshalb ist unsere Erkenntnis objektiv. Dinge an sich, etwas, das ganz und gar unabhängig von unserem Erkenntnisvermögen wäre, können wir eben nicht erkennen. Sehen wir die Welt also nur durch eine himmelblaue Brille? Das ist ein weitverbreitetes Missverständnis. Nur durch unser Erkenntnisvermögen gibt es die Welt. Diese Welt der Erscheinungen ist die Wirklichkeit. Es gibt nicht eine noch wirklichere dahinter. Wenn Sie die Brille abnehmen gibt es gar nichts mehr. So etwas, wie ein Ding an sich kann nie Gegenstand der Erkenntnis werden.

Kant verwendet für seine Philosophie den Begriff der kopernikanischen Wende. Sie wissen sicher, dass Kopernikus ein neues Weltbild erschuf, indem er die Betrachtungsweise umkehrte. Vorher nahm man an, dass die Erde im Mittelpunkt des Universums steht und alle Planeten inklusive Sonne und Mond sich um die Erde drehen. Unter dieser Voraussetzung ergaben sich für die Bewegungen der Himmelskörper äußerst komplizierte Bahnen. Kopernikus drehte die Betrachtung um und ging davon aus, dass die Sonne im Mittelpunkt steht, und alle Planeten sich um die Sonne drehen. Siehe da: Plötzlich ergaben sich ganz einfache Kreisbahnen für alle Planeten. Diese Lösung hat den entschiedenen Vorteil, dass sie die Bewegungen der Planeten viel einfacher erklären kann und dass sie außerdem viel klarer, eleganter und vielleicht sogar schöner ist. Jedenfalls ist sie einfacher zu lernen und zu verstehen. Der einzige Nachteil besteht darin, dass sie auf den ersten Blick der alltäglichen Erfahrung zu widersprechen scheint, denn es sieht ja so aus, als würde die Sonne im Laufe eines Tagen wirklich über uns hinwegwandern. Sie haben inzwischen kein Problem mehr mit dem Wissen, dass sich in Wahrheit die Erde um die Sonne dreht und die kleinen Kinder wissen das schon im Kindergarten.

Kant behauptet, dass auch seine Philosophie eine solche neue Betrachtung mit sich bringt. Auch in seinem Denkmodell gibt es eine Umkehrung der Perspektiven, weshalb er den Vergleich mit Kopernikus aufgreift. Das alltägliche Denken geht davon aus, dass der Gegenstand so ist, wie er ist und dass Ihre Erkenntnis sich danach richtet.



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