Die Welt der Handelsfahrer by Charles Sheffield

Die Welt der Handelsfahrer by Charles Sheffield

Autor:Charles Sheffield [Sheffield, Charles]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-05T00:00:00+00:00


Mike hatte seine eigene Methode, sich auf eine schwierige Verhandlung vorzubereiten. Zunächst streckte er sich für zehn Minuten auf dem Bett aus und versuchte, alle negativen Gedanken zu verbannen – er versuchte, Mellys Vorgesetztenstatus zu vergessen, das Scheitern der beiden ersten Händler, das überbordende Selbstbewußtsein und die beiläufige Grausamkeit von Dominic Mantilla.

Dann duschte er lange und so heiß, wie er es aushielt, und ließ alle Sorgen wieder in sich zurückfließen. Er brauchte sie. Ein guter Händler mußte den Kopf voller Sorgen haben, weil eine von ihnen vielleicht der Punkt war, der bei einer Verhandlung den Ausschlag gab.

Er hatte fast eine Viertelstunde unter der Dusche gestanden. Als er schließlich unbekleidet aus dem Bad kam und das nasse Haar mit einem Handtuch abrieb, saß Melly stumm auf seinem Bett.

Sie musterte Mike mit einer Geschäftsmäßigkeit, als ob sie sich ein Tapetenmuster aussuchte. »Du siehst ohne Kleider auch besser aus«, sagte sie. »Du hast Muskeln zugelegt. Woher kommt die Narbe an deinem Arm?«

»Ein bißchen Spaß im Strine-Innern. Würde es dir allzuviel ausmachen, wenn ich mir jetzt etwas anziehe?«

Der sarkastische Ton verfehlte seine Wirkung auf sie. Sie musterte ihn ungeniert von Kopf bis Fuß mit ihren silbergrauen Augen. »Mike, wir müssen miteinander sprechen – vor den Verhandlungen.«

»Etwas Neues?«

»Ich glaube schon, weiß aber nicht, wie ich es einordnen soll. Dominic Mantilla sagte, er freue sich sehr darauf, nach dem großen Empfang heute abend mehr Zeit mit mir zu verbringen. Ich fragte ihn nach den Gästen. Daraufhin meinte er ganz beiläufig, daß auch Wernher Eckart und Cesar Famares anwesend sein würden. Sie leben noch und sind offenbar nicht gefoltert oder in eine Zelle gesperrt worden. Was hältst du denn davon?«

Mike setzte sich nackt neben Melly auf das Bett, wobei er das Hemd gedankenverloren in der Hand hielt. »Am Leben und frei. Hmmm. Dann würde ich auf Drogen oder eine Gehirnwäsche tippen – aber ich habe noch nie von einer Droge gehört, die den Händler-Eid brechen könnte, und Gehirnwäsche hätte aus den beiden lallende Idioten gemacht.«

»Vielleicht sind sie das auch. Schließlich hat er nur gesagt, daß sie heute abend anwesend sein würden.«

Mike nickte und zog sich das Hemd über. »Wir werden schon herausfinden, was da vorgeht.«

»Kann sein.« Sie reichte ihm die Hose. »Mike, weißt du, wie ein Interferenz-Test abläuft?«

»Sicher. Aber ich selbst habe noch nie einen gemacht.«

»Ich schon. Laß uns heute abend einen durchführen. Du mußt Mantilla für mindestens eine halbe Stunde mit Beschlag belegen. Währenddessen werde ich Wernher Eckart und Cesar Famares dem Test unterziehen. Wenn tatsächlich ein größerer Eingriff stattgefunden hat, wird der Interferenz-Test es belegen.« Sie erhob sich. »Dominic Mantilla wird in zwanzig Minuten zurückkommen. Ich mache mich lieber fertig. Noch etwas, Mike. Mantilla ist wirklich scharf auf mich. Er wollte mir vorhin schon an die Wäsche, und er wird es heute abend sicher wieder versuchen. Ich bin auf dieser Mission zwar die Seniorpartnerin, aber ich weiß nicht genau, wie ich mich verhalten soll. Was rätst du mir?«

Ihr Ton war absolut geschäftsmäßig. Mike blieb auf dem Bett sitzen und ignorierte die Hose. Eigentlich sollte der Seniorpartner eines Händler-Teams sein ganzes Wissen an den Junior-Partner weitergeben.



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