Die unrühmliche Geschichte der Frankie Landau-Banks by E. Lockhart

Die unrühmliche Geschichte der Frankie Landau-Banks by E. Lockhart

Autor:E. Lockhart [Lockhart, E.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen Verlag, Hamburg
veröffentlicht: 2015-09-08T16:00:00+00:00


Das alte Theater

Matthew bog an der Bibliothek links ab und überquerte das Schulgelände. Es war dunkel, kurz vor acht Uhr abends, und auf den Pfaden war ziemlich viel Betrieb. Schüler waren auf dem Weg zum Front Porch, zum Kulturzentrum, zur Party der Freak-Allianz und zu anderen Schulveranstaltungen, die das Wochenende einläuteten. Es war daher leicht für Frankie, Matthew zu folgen, ohne gesehen zu werden. Sie warf ihren rosa Pullover auf den Ast eines Baumes – in der Hoffnung, ihn später wieder abholen zu können – und ging in ihrem dunklen T-Shirt, dem schwarzen Rock und braunen Stiefeln weiter.

Er erreichte das alte Theater, das als Kulturzentrum gedient hatte, bevor das neue gebaut worden war. Hier brannte kein Licht – zumindest, solange an den Abenden keine Schultheaterproben stattfanden. Matthew ging zu der Seite des Gebäudes, wo es am dunkelsten war, kletterte auf einen Klappstuhl, der unter einem Baum stand, zog sich auf den Baum hinauf, schob sich durch ein Fenster und war verschwunden.

Frankie duckte sich in die Schatten unter der Treppe eines benachbarten Gebäudes und beobachtete, wie Callum, Dean, Steve und Tristan einer nach dem anderen das Theater betraten.

Als sie ziemlich sicher war, dass keine weiteren Jungen folgen würden, kletterte Frankie selbst auf den Baum. Sie linste durch das Fenster im ersten Stock und kletterte hindurch in einen Lagerraum für Beleuchtungsausrüstung. An den Wänden auf beiden Seiten waren Berge von Lampen, Farbfiltern und Verlängerungskabeln aufgetürmt. Durch das Fenster drang ein wenig Licht herein, aber der Gang vor ihr war fast komplett schwarz.

Frankie spähte um die Ecke und sah niemanden, nahm nicht die geringste Bewegung wahr. In einiger Entfernung konnte sie Stimmen und das Klirren von Flaschen hören.

Sie tastete sich den Gang entlang und stieß auf eine Treppe. Nachdem sie so leise wie möglich hinabgestiegen war, kam sie im Theaterfoyer heraus – einem kleinen, etwas schäbigen Raum mit Marmorfußboden. Zwei Doppeltüren führten in den Zuschauerraum. Sie legte das Ohr an das Holz – ja, die Jungen waren dort drin.

Auf der anderen Seite des Foyers gab es eine weitere Treppe. Frankie schlich mit klopfendem Herzen hinauf, dann tastete sie sich in der Dunkelheit den Gang entlang bis in den hinteren Teil des Gebäudes, vorbei an Lehrerzimmern und Lagerräumen, dann wieder ein paar Stufen hinunter, bis sie an ihrem Ziel war. In den Kulissen.

Hier konnte sie etwas sehen. Jemand hatte ein paar rote Lampen eingeschaltet, die die Bühne beleuchteten, und an den dunklen Vorhängen vorbei konnte sie in den Zuschauerraum blicken.

Allerdings war dort niemand.

Frankie fröstelte. Sie war sich sicher, dass gleich Dean oder sonst jemand hinter den Samtvorhängen auftauchen würde und … Sie wusste nicht genau, was.

Ihr das Gefühl geben würde, klein zu sein. Ihr das Gefühl geben würde, ein Niemand zu sein.

Einen Augenblick später hörte sie Alphas Stimme von oben. Sie waren auf der Galerie – dabei handelte es sich um drei schmale Plattformen hoch oben über der Bühne, von wo aus man Kunstschnee hinunterrieseln lassen konnte, Lampen ausrichten oder Teile des Bühnenbildes hochziehen und hinunterlassen. Die Jungen saßen sich mit baumelnden Beinen auf zweien der Stege gegenüber.



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