Die Terranauten 100 (TB 01): Sternenstaub by Liersch Rolf W

Die Terranauten 100 (TB 01): Sternenstaub by Liersch Rolf W

Autor:Liersch, Rolf W. [Liersch, Rolf W.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-01-18T00:00:00+00:00


XVI

Natürlich stand die Welt nicht still, wie es die Prediger vorausgesagt hatten. Vielleicht bewegte sie sich etwas langsamer, und die Physiker berechneten genau, wie sie kippte, diese Welt, in ihrem vorweggenommenen Achsensprung, der eigentlich noch lange nicht fällig war.

Aber sie drehte sich weiter, und während sie sich drehte, erholte sie sich mehr und mehr. Mutter Erde hatte wieder einmal etwas von ihren ungezogenen Zöglingen hinter die Löffel bekommen, aber sie war schon stark, die alte Dame. Sicher, sie war zufriedener gewesen mit den Steinzeitmenschen. Die wußten noch, wo es lang ging. Die sammelten ein bißchen und jagten ein bißchen und vermehrten sich ein bißchen, aber das war eben überschaubar. Die Menschheit der Steinzeit zählte ein paar Millionen, und mehr konnte sie auch gar nicht tragen, ertragen, die gute Mutter, die so geduldig war.

Die Pflanzen als älteste Rasse machten das schon richtig. Sie probierten und experimentierten. Und die Tiere machten es auch nicht viel schlechter. Nur dieser verdammte nackte Affe mußte alles kaputt machen. Und das in bemerkenswert kurzer Zeit. Plötzlich gab es keine natürliche Auslese mehr. Die Methoden, Tiere zu fangen und zu fressen, wurden immer raffinierter. Und schon konnten wieder ein paar nackte Affen mehr gezeugt und ernährt werden. Nichts mehr war mit den guten alten Bräuchen, die nicht mehr Lebensfähigen auszusetzen, einen Mädchenüberschuß zu dezimieren oder Zwillinge zu töten.

Die Ethik setzte ein, der Himmel mag wissen, wer daraufgekommen war. Aber der Gedanke war da, und er war der Anfang vom Ende. Geräte wurden gebaut, Waffen, ja auch Kunstwerke, und später dann Maschinen und Straßen und Fahrzeuge und Fabriken und Waffen und Waffen und Waffen.

Nichts dagegen, wenn sich zwei Urmenschen gegenseitig die Köpfe einschlugen, weil sie nun mal nicht teilen mochten. Ob es sich dabei um eine gute Hammelkeule oder ein leckeres Urweib handelte, war dabei gleichgültig.

Aber dann wurden ganze Menschenpartien gegeneinander aufgehetzt. Der Nationalismus war geboren.

Schon lange vorher war die Saat aufgegangen. Eine böse Sache. Die Welt war aus dem Ökologischen Gleichgewicht geraten. Eine Art schob sich dermaßen in den Vordergrund, daß alle anderen Arten darunter leiden mußten.

Nicht, daß es jemand gekümmert hätte. Jedenfalls nicht einen von diesen nackten Affen!

Die Natur hatte sich alles so schön ausgedacht. Das koökologische Prinzip. Alles sollte miteinander in einem großflächigen Gleichgewicht leben. Lange Zeit tickte die Erde ja auch tatsächlich wie eine handgeschnitzte Kuckucksuhr.

Aber der Kollaps ließ nicht lange auf sich warten. Die Menschen hatten immer darüber gegrübelt, wie eine gewisse Sorte von Nagetieren sich verhielt. Der Todessturz der Lemminge hatte immer wieder Naturwissenschaftler, Philosophen oder einfache Schreiberlinge inspiriert, aber nur wenige waren darauf gekommen, daß sich die Menschen wie die Super-Lemminge verhielten.

Die Spirale, die man Fortschritt nannte, wurde immer enger und kulminierter im völlig bewußten Exitus.

Der nur wenige Tage währende Atomkrieg, der nach der Langzeitstrategie der Großmächte USA und UdSSR natürlich in Europa und anderen Provinzen ausgetragen wurde, nur bitteschön nicht in den Ländern der beiden gleichzeitigen Angreifer, hätte eigentlich allen die Augen öffnen müssen.

Aber es ging gleich munter weiter. Mit Einschränkungen, versteht sich, aber das waren, historisch gesehen, nicht mehr als Augenwischereien.



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