Die Tai-Chi-Methode by Marie Hock-Westhoff

Die Tai-Chi-Methode by Marie Hock-Westhoff

Autor:Marie Hock-Westhoff
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Windpferd
veröffentlicht: 2020-06-15T00:00:00+00:00


Sorge und Mitgefühl

Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinfühlen zu können, lässt uns an deren Gefühlen und ihrem Leben teilhaben. Ein unschätzbares Gut! Wenn wir nicht empathisch wären, könnten wir keinerlei Beziehungen eingehen. Wir würden im Herzen verarmen, als Menschen vereinsamen und dem Leben nicht sehr viel Sinn abgewinnen können.

Sich um einen anderen Menschen zu sorgen und wichtig zu nehmen, was er gerade tut und wie es ihm gerade geht, ist entscheidend für jede Eltern-Kind-Bindung, für eine gute Mann-Frau-Beziehung, für erfüllende Freundschaften, für jedes soziale Gefüge und für jede Gesellschaft. Die Natur stellt schon bei der Geburt eines Kindes diese für das Kind überlebenswichtige starke Bindung von der Mutter zum Kind her. Ohne diese Sorge würde das Kleine verhungern, verwahrlosen und sterben.

Wie bei jedem anderen Gefühl, kann es aber auch hier ein Zuviel und ein Zuwenig geben.

Ein Zuviel an Sorge um das Kind seitens der Mutter kann von dem Kind, wenn es etwas älter geworden ist, als sehr einengend, erdrückend und erstickend empfunden werden. Für die überbesorgte Mutter auf der anderen Seite ist dieses Zuviel an Sorge auch nicht gerade förderlich. Es raubt ihr den Schlaf und die Lebensqualität, erlaubt ihr kein Entspannen und brennt sie innerlich aus. Das Immunsystem wird dadurch geschwächt.

Ein Zuviel an Mitgefühl mündet oft gerade auch bei Menschen in helfenden Berufen in das sogenannte Helfersyndrom. Eine sehr bedenkliche gesundheitliche Beeinträchtigung bei Menschen, welche oft aus bestem Wissen und Gewissen heraus versuchen, Patienten oder Klienten zur Seite zu stehen. Bei mangelnder Abgrenzungsfähigkeit wird hier oft das Leid des anderen zum eigenen. Es beschäftigt den Helfer, er nimmt die Sorge von der Arbeit mit nach Hause und mit in den Schlaf.

Auch in engen Mann-Frau-Beziehungen ist dies natürlich möglich. Unzählig viele Beziehungen bauen sogar darauf auf: die Frau ist die Hilflose, der Mann der Retter, oder seltener auch umgekehrt. Manchmal kann solch eine Beziehung sogar eine Weile funktionieren. Doch irgendwann ist auch der tapferste Retter ausgebrannt und möchte einmal etwas für sich haben. Wir können in erwachsenen Beziehungen nicht nur geben, wir möchten auch einmal etwas bekommen.

Manchmal ist es gar nicht so einfach, Empathie nicht mit Liebe zu verwechseln.

Übersteigertes Mitgefühl kann genauso süchtig machen wie die euphorische Freude. Wir fühlen uns gebraucht, unentbehrlich und auch stark gegenüber dem Schwächeren. Gibt dieser dann irgendwann seine Hilflosigkeit oder seine Bedürftigkeit auf, dann haben wir fast schon ein Identitätsproblem.

Bei Müttern und Vätern ist dies die Phase im Leben, in der es an der Zeit ist, die Kinder vertrauensvoll dem Leben zu übergeben. Ein schmerzhafter, aber absolut notwendiger Prozess für alle Beteiligten.

In Mann-Frau-Beziehungen kann dies das Ende der Partnerschaft sein, da die unbewusst in die Beziehungen getragenen Wünsche nicht mehr befriedigt werden. Hier würde nur noch helfen, sich die eigenen Muster bewusst zu machen und sich gemeinsam eine neue Beziehungsstruktur zu erarbeiten.



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