Die Sklavin des Wikingers. Roman by Megan MacFadden

Autor:Megan MacFadden [MacFadden, Megan]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: eBooks, Romantik, Leidenschaft, Erotik, Nackenbeißer, historischer Liebesroman, Wikinger
ISBN: 978-3-95824-096-4
Herausgeber: dotbooks
veröffentlicht: 2015-02-28T16:00:00+00:00

***

Als sie am Morgen erwachte, war Ragnar nicht mehr an ihrer Seite. Benommen richtete sie sich auf und lauschte nach draußen. Unruhe herrschte im Lager, die Krieger liefen aufgeregt umher, riefen sich mit überschnappender Stimme kurze Sätze zu, schnalzten mit den Zungen, und in ihrem Gelächter lag etwas Grobes, Gieriges, das Mechthild das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Hatte es vielleicht gar in der Nacht eine Revolte gegeben und sich jener junge Aufrührer durchgesetzt, der sich schon vor ein paar Tagen lautstark und prahlerisch zum Stimmführer der Unzufriedenen gemacht hatte? Sie spürte, wie ihr Herz hämmerte – was sollte sie tun? Wenn Ragnar sie nicht mehr schützen konnte, gab es für sie keine Chance, der Geilheit dieser Kerle zu entkommen.

Sie wickelte die Decke um sich wie einen Mantel und beschloss, dem Feind ins Auge zu sehen. Doch als sie die Tierhaut zurückschob, war das Lager um sie herum fast leer. Nur Brian war aus dem Boot geklettert und näherte sich ihr mit langsamen Schritten. An Kinn und Wangen war ihm inzwischen ein kurzer, dunkler Bart gewachsen, der ihm das Aussehen eines jungen Bauern verlieh. In seinen Augen las sie Entsetzen und tiefen Kummer.

»Was ist los?«, rief sie ihm zu. »Wo sind sie alle?«

Er blieb stehen und musste erst nach Luft ringen, denn seine Brust schmerzte immer noch bei jedem Atemzug. Dann faltete er die Hände.

»Der Herr wird ihnen die schwere Sünde vergeben. Sie tun es, weil sie ihr Land vor dem Feind schützen wollen.«

»Wovon redest du?«, fuhr sie ihn ungeduldig an.

Dann folgte sie seinem Blick, der starr auf den Waldrand gerichtet war. Wikinger waren dort zu sehen, junge Krieger in Leinenhemden und Kniehosen, einige trugen nur das lederne Wams und ließen die kräftigen Armmuskeln sehen. Sie stießen sich gegenseitig zur Seite und rangelten miteinander. Dann erblickte Mechthild dicht am Waldrand einige von ihnen in voller Bewaffnung und mitten unter ihnen – fränkische Frauen! Gut zwanzig junge Mägde und Bäuerinnen in braunen, bodenlangen Kitteln, einige hatten helle Tücher um die Köpfe geschlungen, andere trugen das lange Haar offen. Die bewaffneten Krieger führten sie zum Lager, wo die übrigen Wikinger sie schon ungeduldig erwarteten.

»Er ist wirklich ein Teufel«, entfuhr es Mechthild. »Was für ein Einfall! Er schickt den Wikingern Frauen, damit sie beschäftigt sind.«

»Er gewinnt Zeit damit«, sagte Brian beklommen. »Die Wikinger werden heute nicht daran denken, die Feste anzugreifen. Arnulf ist ein Bösewicht, aber er ist klug.«

Mechthild presste die Lippen zusammen und ließ kein Auge von den Fränkinnen, die inzwischen schon im Lager angekommen waren. Rasch waren sie von den ausgehungerten Wikingern umringt, Gekreisch erhob sich, Männer begannen, miteinander zu streiten.

Dann war Ragnars laute, tiefe Stimme zu hören und die Aufregung legte sich. Auch jetzt zeigte sich eine feste Rangordnung unter den Kriegern, die selbst in solchen Momenten Bestand hatte. Die jungen Raufbolde mussten zurücktreten und die ranghöheren, älteren Krieger machten von ihren Rechten Gebrauch.

Zu ihrer Überraschung lag auf den Gesichtern der Frauen kaum Schrecken oder gar Verzweiflung. Stattdessen betrachteten nicht wenige ihre kräftig gebauten Freier wohlgefällig und ohne Scheu. Gekicher war zu hören, kleine spitze Schreie, die nicht nach Panik, sondern eher vergnügt klangen.

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