Die schwarze Jakobe by Paul Heyse

Die schwarze Jakobe by Paul Heyse

Autor:Paul Heyse [Heyse, Paul]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 6610000011735
Herausgeber: Booklassic


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Wir blieben vier Wochen draußen, und wenn ich an diese Zeit zurückdenke, ist mir nichts davon lebendig geblieben, als das allabendliche verstohlene Geplauder mit meiner Schwarzen. Was die Tage sonst brachten, war mir völlig gleichgültig. Aus unseren Unterhaltungen könnte ich noch manches wörtlich wiederholen; ja, der Ton, womit sie es sagte, klingt mir noch heute im Ohr. Ihnen würde manches sehr kindisch und unbedeutend erscheinen. Mir, da ich sie liebte, hatte es einen unvergleichlichen Reiz und Wert.

Von dem Hannickel war nie mehr zwischen uns die Rede. Da sie sich immer in der gleichmütigsten Laune zeigte, nur ihre Stirn finster zusammenzog, wenn sie von „der Frau” wieder etwas Unholdes zu berichten hatte, übrigens aber ihr altes Lachen so übermütig wie je erschallen ließ, war mir aller Argwohn vergangen. Als wir uns endlich trennen mussten, gelobten wir uns aufs Neue ewige Lieb’ und Treue. Sie freilich sah mich plötzlich scheu und düster an. Du wirst mich doch nicht immer gern haben, du wirst’s nicht können! — Warum nicht? — Weil du die Goldene bist und ich — wer weiß, wie viel schwärzer ich noch werde! — Ich drang in sie, mir zu sagen, was sie von sich selber fürchte. Da lachte sie wieder und sagte, indem ihre hellen Augen blitzten: Wenn ich auch weiß bliebe wie Schnee, die Leute würden schon dafür sorgen, mich bei dir anzuschwärzen. Aber glaube nur, für dich bin ich immer dieselbe.

Sie fiel mir dabei um den Hals und küßte mich so heftig, dass ich fast zu ersticken glaubte. Dann war sie auf und davon, ehe ich noch ein letztes Wort hervorbringen konnte.

Wieder erlebte ich’s, dass ich in der Stadt die Trennung von ihr nur schwer ertrug. Zu Weihnachten schickte ich ihr allerlei hübsche Sachen, die sie gut brauchen und mit denen sie ein bisschen Staat machen konnte. Ich hatte meine Mutter soweit eingeweiht, dass sie diese Christbescherung an ein armes Bauernmädchen, das zu Hause hart gehalten wurde, ganz in der Ordnung fand. Der Dank ließ lange auf sich warten und fiel gar nicht so aus, wie ich erwartet hatte. Ich würde es noch bereuen, schrieb sie, so viel an sie gewendet zu haben. Ich solle ihr nie wieder etwas schenken, sie brauche nichts, schöne Kleider könnten ihr nicht helfen; je schöner sie seien, desto schwerer sei ihr Herz. Nur dass ich immer gut von meiner Schwarzen denken möchte, wie es auch komme, darum bat sie immer wieder. Ein Brief, der mir nicht ganz geheuer schien.

Ich beantwortete ihn durch eine lange, sehr warme, aber sehr weise Epistel, die ich mit meiner überlegenen Weltkenntnis ihr schuldig zu sein glaubte. Ich bat sie, mir ja alles anzuvertrauen, was ihr irgend das Heiz beschwere, und versprach das tiefste Stillschweigen.

Auf diesen Brief kam keine Antwort. Ich wusste, wie mühsam sie die Feder handhabte, dennoch blieb mir ihr Schweigen unheimlich.

Nun können Sie denken, wie froh ich war, als der Arzt, da ich im Winter ein wenig viel getanzt und eine bleichsüchtige Miene hatte, meinen Eltern riet, mich früher als sonst aufs Land zu bringen.



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