Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki by Haruki Murakami

Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki by Haruki Murakami

Autor:Haruki Murakami [Murakami, Haruki]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
ISBN: 9783832187736
veröffentlicht: 2014-01-10T23:00:00+00:00


12

Tsukuru fuhr noch am selben Tag nach Tokio zurück und kam gegen sieben Uhr abends dort an. Er packte seine Tasche aus, warf die getragene Kleidung in die Waschmaschine und wusch sich unter der Dusche den Schweiß ab. Dann rief er Sara auf ihrem Handy an und hinterließ auf ihrer Mailbox die Nachricht, dass er gerade aus Nagoya zurückgekehrt sei und sie ihn doch bitte anrufen möge, wenn es ihr passe.

Er blieb bis nach elf Uhr auf und wartete, aber es kam kein Anruf. Als sie sich am nächsten Tag, es war ein Dienstag, in der Mittagspause meldete, war Tsukuru gerade in der Kantine beim Essen.

»Wie war es denn? Hast du in Nagoya etwas erreicht?«, fragte sie.

Er stand auf und suchte sich einen ruhigen Platz im Gang. In wenigen Worten erzählte er, dass er am Sonntag bei Ao im Autohaus und am Montag in Akas Büro gewesen war und mit beiden hatte sprechen können.

»Es war eine gute Idee, die beiden zu besuchen. Allmählich wird mir so einiges klar«, sagte Tsukuru.

»Freut mich«, sagte Sara. »Auch dass du nicht umsonst hingefahren bist.«

»Wenn es irgend geht, würde ich dich gern sehen und dir alles in Ruhe erzählen.«

»Moment bitte, ich sehe nach.«

Sie brauchte etwa fünfzehn Sekunden, um in ihrem Terminkalender nachzusehen. Während dieser Zeit schaute Tsukuru aus dem Fenster, vor dem sich der riesige Stadtteil Shinjuku ausbreitete. Der Himmel war von einer dichten Wolkenschicht bedeckt, und es sah aus, als würde es gleich anfangen zu regnen.

»Übermorgen Abend hätte ich Zeit. Wie sieht es bei dir aus?«, sagte Sara.

»Übermorgen ist gut. Lass uns essen gehen.« Tsukuru brauchte nicht in seinem Notizbuch nachzuschauen. Er hatte abends fast nie etwas vor.

Sie verabredeten einen Treffpunkt und beendeten das Gespräch. Nachdem er aufgelegt hatte, verspürte er einen seltsamen Druck auf der Brust, als hätte er etwas Unverdauliches gegessen. Vor dem Gespräch mit Sara war der Druck nicht da gewesen, dessen war er sich ganz sicher. Aber was das bedeutete oder ob es überhaupt etwas bedeutete, konnte er nicht ergründen.

Er versuchte, das Gespräch mit Sara möglichst genau zu rekonstruieren. Seinen Inhalt, den Klang ihrer Stimme, die Pausen … Es war nicht anders gewesen als sonst. Er ließ das Handy in die Tasche gleiten und kehrte an seinen Tisch zurück, um zu Ende zu essen. Aber nun hatte er keinen Appetit mehr.

Am Nachmittag und den ganzen folgenden Tag über musste Tsukuru in Begleitung eines erst kürzlich eingestellten Assistenten mehrere Bahnhöfe begehen, in denen neue Fahrstühle installiert werden sollten. Er ließ den Assistenten Messungen vornehmen und überprüfte, ob sie mit den Plänen der Bahnhöfe, die in der Hauptstelle aufbewahrt wurden, und den Gegebenheiten vor Ort übereinstimmten. Es kam vor, dass zwischen den Konstruktionsplänen eines Bahnhofs und seinem aktuellen Zustand unerwartete Abweichungen auftraten. Dafür konnte es verschiedene Gründe geben. Es war jedoch unerlässlich, sich in allen Einzelheiten auf die Pläne verlassen zu können, bevor mit den Arbeiten begonnen wurde. Andernfalls konnte es zu fatalen Fehlern kommen. Dann war es, als lande eine kämpfende Truppe mit einer fehlerhaften Karte auf einer unbekannten Insel.

Anschließend setzte



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