Die Phoenix Chroniken - Handeland, L: Phoenix Chroniken by Lori Handeland

Die Phoenix Chroniken - Handeland, L: Phoenix Chroniken by Lori Handeland

Autor:Lori Handeland [Handeland, Lori]
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Egmont vgs Verlagsgesell.
veröffentlicht: 2011-06-08T22:00:00+00:00


19

Ich hätte geschworen, ihn noch immer riechen zu können – in den Laken und auf meiner Haut. Ich strich mit der Hand über die Stelle, an der er gestanden hatte, wollte seine Wärme spüren, wo er eben noch gelegen hatte, auch wenn sich das leicht mit meiner eigenen Körperwärme erklären ließ. Was sich aber nicht erklären ließ, war das winzige Zeichen, das ich dort fand.

Ich knipste die Nachttischlampe an und hielt meine Hand in den Lichtschein. In der Mitte meiner Handfläche lag ein Kojote, eingeritzt in einen Türkis – ein Totem, Fetisch, Amulett oder Talisman, wer weiß? Aber es war vorher noch nicht hier gewesen, und ich hatte es auch nicht mitgebracht.

Mein Blick fiel auf meinen Laptop, und im gleichen Atemzug sprintete ich schon quer durch den Raum und schaltete ihn ein. Ein paar Tasten- und Mausklicks später surfte ich im Internet nach der Antwort.

Mir waren auch vorher schon Amulette untergekommen, sie beschützten ihren Träger vor Gefahren. Talismane brachten Glück. Über Totems und Fetische wusste ich jedoch kaum etwas.

Ich überflog ein paar Websites. Totems wachten über eine bestimmte Personengruppe – normalerweise über eine Familie, einen Clan oder einen Stamm –, die Schnitzerei stellte den mit ihnen verbundenen Tiergeist dar. Totems wurden meistens von den Ojibwe verwendet, kamen jedoch auch in europäischen, afrikanischen und australischen Kulturen vor.

Ich fand heraus, dass die Ojibwe früher den nördlichen Teil des Mittleren Westens dominiert hatten und leicht etwas in dieser Art hier zurückgelassen haben könnten – wenn auch vielleicht nicht gerade auf meinem Bett. Ich erfuhr allerdings auch, dass sie ihre Totems offenbar nicht in Türkise geschnitzt hatten. Türkise kamen an einem anderen Ort vor.

Und zwar im Land der Navajo – auch im Land der Apachen, der Zuni und Pueblo. Aber da ich es mit ein paar Navajo-Fellläufern zu tun hatte, wollte ich fürs Erste von Navajo-Schnitzereien ausgehen.

Die Navajo schnitzten keine Totems, sondern Fetische, sie sprachen den unbelebten Objekten mystische Fähigkeiten zu. Den oberflächlichen Nachforschungen zufolge, die ich in den zehn Minuten im Netz anstellen konnte, verstärkte ein Fetisch die Kräfte seines Trägers. Diese Schnitzereien bewahrte der Schamane meist in seinem Medizinbeutel auf, um sie bei Zeremonien zu verwenden.

Fetische aus Türkis waren besonders mächtig, da der Türkis für die Navajo ein heiliger Stein war, der die Verbindung zwischen seinem Träger und dem Übernatürlichen verstärkte.

Ich rieb den winzigen Kojoten zwischen meinen Fingern. »Also werde ich dich ganz nah bei mir tragen.«

Als ich das Hotel schließlich verließ, war die Sonne gerade über die lange marineblaue Horizontlinie gekrochen und überzog die Violetttöne mit flüssigem Gold. Den Fetisch verstaute ich in meiner Jeanstasche. Ich hatte keine Ahnung, warum Sawyer ihn hier zurückgelassen haben mochte, war aber sicher, dass ich es bald herausfinden würde. Eines hatte ich gelernt, seit ich Anführerin des Lichts geworden war: Alles geschah aus einem Grund. Dieser Grund gefiel mir womöglich nicht, aber es gab ihn immer.

Ich hatte schon auf dem Zimmer einen Kaffee getrunken und damit alles wirklich Notwendige erledigt, sodass ich mir die Zeit sparen konnte, irgendwo zum Frühstück anzuhalten. Ich wollte nur noch den Alten finden und tun, was getan werden musste.



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