Die Naechte der Venus by Isabell Alberti
Autor:Isabell Alberti [Alberti, Isabell]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Plaisir d'Amour Verlag
veröffentlicht: 2012-02-04T23:00:00+00:00
***
Hinter dem Verwalter ihrer Villa betrat Caelia den Tempel der Göttin Minerva. Ein Großteil der Bediensteten und Sklaven ihres Haushaltes folgte ihr. Alle hatten saubere Kleidung angelegt und trugen Kränze im Haar. Viele hielten kleine Körbe mit Opfergaben für die Göttin in den Händen, drei junge Männer trieben einen Stier als Opfertier vor sich her. Es war ein makellos weißes Tier, und um seine Hörner waren Blumengirlanden gewunden. Caelia trug auch einen kleinen Opferkorb gefüllt mit Brot, Getreide, Früchten und Wein. Einen Zipfel ihres Umhangs hatte sie über ihr Haar gezogen, um nicht mit unbedecktem Haupt vor die Göttin zu treten.
Mit dem Eintritt in den inneren Tempelraum erstarben die Gespräche ihres Gefolges. Auch sie überkam eine tiefe Zufriedenheit. Sie fühlte sich in die archaische Zeit der Anfänge Roms zurückversetzt beim Anblick des Altars, der aus grob behauenen Steinen bestand, und auf dem ständig eine Öllampe brannte.
Aus dem Schatten neben dem Altar trat ein Priester auf ihren Verwalter zu und fragte nach ihren Wünschen.
»Meine Herrin möchte der Göttin für eine erwiesene Gunst danken.«
Der Priester verneigte sich und gab den Weg zum Altar frei. Caelia trat neben ihren Verwalter vor das Antlitz der Göttin. Als Frau durfte sie nicht selbst opfern, sondern musste dies dem Oberhaupt ihres Haushaltes überlassen. Seit dem Tode ihres Mannes übernahm ihr Verwalter derartige Aufgaben.
Von rechts und links trat je ein Priester neben sie, die Anrufung Minervas begann als eintöniger Sprechgesang, der regelmäßig lauter und leiser wurde. Sie kannte die Worte und sprach sie im Geiste mit.
Bald glitt sie in eine eigene Geisterwelt. Sie spürte eine Berührung an ihrem rechten Arm, aber als sie hinschaute, war niemand da.
»Herrin, bist du es?«, flüsterte sie stumm, und als Antwort rieselte ein Schauer durch ihren Körper.
Die Göttin war gekommen, um den Dank entgegenzunehmen. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie musste Minerva von Widar erzählen und warum es so wichtig war, dass er überlebte, nie wieder in eine Arena musste und nie wieder von einer Begnadigung abhängig war. In ihrem Körper breitete sich Wärme aus, sie fasste Mut zu sprechen, ohne auf die Vermittlung eines Mannes zu warten.
»Ich habe dir einen Stier, Wein, Kuchen, Früchte und Brot mitgebracht. Alles ist makellos. Ich habe es selbst ausgesucht.«
Sie hatte das Gefühl, als nicke ihr jemand zu und ermunterte sie, ihren Gedanken weiter freien Lauf zu lassen.
»Minerva, ich möchte dir nicht nur danken, sondern ich habe auch gleich noch eine neue Bitte an dich. Lass Widar immer bei mir sein. Wenn du das für mich tust, werde ich dir ein weiteres Opfer darbringen oder Widar wird es tun. Als Mann darf er offiziell mit dir sprechen. Du wirst ihn doch anhören, obwohl er noch seine eigenen Götter hat?«
Sie hatte das Gefühl, dass ein zärtlicher Windhauch in ihrem Haar spielte, und dass die Göttin nichts dagegen hatte, wenn ein Barbar zu ihr sprach. Sie dankte ihr in Gedanken. Dann murmelte sie lautlos und mit einem entschuldigenden Achselzucken: »Ihr Götter aus Germanien, an die Widar glaubt – er hat mir eure Namen nicht genannt, aber hört mich trotzdem an.
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