Die Logik der Tat: Erkenntnisse eines Profilers (German Edition) by Alexander Horn

Die Logik der Tat: Erkenntnisse eines Profilers (German Edition) by Alexander Horn

Autor:Alexander Horn [Horn, Alexander]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426422441
Herausgeber: Droemer eBook
veröffentlicht: 2014-09-25T17:00:00+00:00


Die Sprache der Spuren: Hypothesen

Ja, versuchen würden wir es – nur hatten wir wirklich wenig, mit dem wir arbeiten konnten. Die Wohnung des Opfers bot einige Befunde, wobei auch diese nicht eindeutig waren. So hatte die Spurensicherung unter dem Esstisch in der Küche kleine Glasscherben entdeckt, die jedoch nicht eindeutig einem Tatgeschehen zuzuordnen waren. Es fanden sich auf der Mikrowelle in der Küche Haare, sie konnten entweder von einem Kampf stammen oder einfach nur von Mareikes Bürste, die sie vielleicht einmal dort abgelegt hatte. Für unsere Analyse bedeutsam waren zwei Zeuginnen. Die eine wohnte direkt über Mareike, die andere war Gast im Hotel nebenan gewesen. Beide Frauen sagten den Ermittlern, sie hätten in der Nacht, als Mareike verschwand, Geräusche und Rufe aus ihrer Wohnung vernommen, diese jedoch nicht näher einordnen können.

Wir befanden uns in einer sehr ungewohnten Situation. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken, eine Fallanalyse zu erstellen, die auf dermaßen schwachen Informationen basierte. Wir fuhren in Mareikes Wohnung, ein kleines Appartement gleich am hübschen Marktplatz von Waldmünchen. Bis in die Nacht versuchten wir ein Geschehen zu rekonstruieren, mit dem sich die Rufe und Geräusche sinnvoll erklären ließen. Nachher waren wir selbst überrascht, welch gute Vorstellung wir uns von dem machen konnten, was in der Wohnung passiert sein mochte, und bauten diesen wahrscheinlichen Ablauf im nächsten Schritt in unsere Fallanalyse ein.

Welches Verhalten konnten wir nach der Ortsbegehung rekonstruieren? Wir begannen mit der Fragestellung, ob Mareike an dem Sonntagabend noch mal das Haus verlassen hatte, oder ob sie daheim geblieben war und aus dem Haus gebracht wurde. Immer vorausgesetzt, sie hatte Waldmünchen nicht einfach freiwillig verlassen. Doch an dieses Szenario des besten Falls glaubten Stefan Halders Soko und wir zu diesem Zeitpunkt längst nicht mehr.

Unser Team ging nun nach dem Ausschlussprinzip vor. Niemand hatte Mareike an diesem Abend mehr gesehen, weder auf der Straße noch in einer Kneipe oder sonst irgendwo in Waldmünchen. Es gab auch keine telefonischen Verbindungsdaten, die auf eine Verabredung hingewiesen hätten. Ihr letztes Lebenszeichen war das Telefonat mit ihrer besten Freundin vom Sonntagnachmittag, als sie sagte, sie sei müde und wolle am Abend zu Hause bleiben. Wir sahen es daher aus fallanalytischer Sicht als wahrscheinlicher an, dass Mareike ihre Wohnung nicht mehr verlassen hatte. Folglich musste es dort zu einer Auseinandersetzung gekommen sein, die vermutlich zu ihrem Tod führte.

Nun begannen wir die Funde in der Wohnung mit den Aussagen der Zeugen in Verbindung zu bringen und daraus unsere Rückschlüsse zu ziehen. Mareike war vermutlich damit beschäftigt, ihr Bett zu machen, als sie auf den Täter traf; das Bett war ja nur halb bezogen. Da es keine Aufbruchsspuren gab, sahen wir es als wahrscheinlich an, dass sie den Unbekannten selbst in die Wohnung gelassen hatte, ihn also gekannt haben dürfte. Als er sich ihr, vermutlich in sexueller Absicht, näherte, wehrte sie sich. Es kam zu einem Kampf, der sich vom Schlafzimmer über den Flur der kleinen Wohnung in die Küche verlagerte; soweit unsere Schlussfolgerung. Spätestens in der Küche dürfte es zu Tätlichkeiten gekommen sein, als die Zeugen die Rufe aus der Wohnung hörten.



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