Die Katze by Yasmine Galenorn

Die Katze by Yasmine Galenorn

Autor:Yasmine Galenorn [Galenorn, Yasmine]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-01-09T23:00:00+00:00


Kapitel 11

Als ich am nächsten Morgen nach einem verspäteten Start – und einer ausgiebigen Dusche – nach unten kam, klopfte Zachary an die Tür. Er hatte schon um diese Uhrzeit einen Bartschatten, der offenbar unbesiegbar war. Damit sah er ein bisschen wild aus, und ich konnte den Blick nicht mehr von ihm losreißen. Ich war mir nicht sicher, was genau ich für diesen Mann empfand, aber ich musste zugeben, dass er sehr gut aussah – auf diese naturverbundene Holzfäller-Art.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er mich auf dem Weg ins Wohnzimmer streifte. Ich hielt den Atem an. Zachary roch nach warmem Moschus, Vanille und Zimt, und am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und seinen Arm berührt und den restlichen Vormittag damit verbracht, faul herumzuliegen und seinen Duft einzuatmen.

»Ich weiß nicht, ob ich euch sonderlich nützlich sein werde«, sagte er. »Ich habe gestern Abend zum ersten Mal gehört, dass es so etwas wie die Nordlande oder einen Herbstkönig überhaupt gibt.« Er zog seine Jacke aus und setzte sich. »Hättest du einen Kaffee für mich?«, bat er.

Ich schnupperte. Und tatsächlich, der Duft frisch gebrühten Kaffees trieb aus der Küche herüber. »Ich glaube, Camille hat gerade welchen gekocht. Milch und Zucker?«

»Nein. Schwarz wie Tinte und dick wie Schlamm. Danke.« Als er die Arme über den Kopf reckte, spannte sich das T-Shirt über seiner muskulösen Brust und der schmalen Taille. Ich versuchte, ihn nicht offen anzustarren, aber ich war wie gebannt. Sein Schweißgeruch drang in meine Nase, und ich erbebte und wusste nicht mehr, was ich sagen oder tun sollte.

Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst heute Morgen anders aus«, sagte er.

»Wie denn?«, fragte ich und wurde rot. Sein Blick war beinahe greifbar, wie warme Finger, die an einem kalten Morgen über meine Haut strichen.

Zach lachte leise. »Ich bin nicht sicher. Ein bisschen älter. Sprühend vor Leben. Vielleicht bin ich auch nur so müde, dass für mich alles andere so lebhaft aussieht, aber . . . du bist irgendwie . . . «

Nach kurzem, peinlichem Schweigen, in dem ich wieder nicht wusste, was ich sagen sollte, zwang ich mich zu stammeln: »Ich hole dir deinen Kaffee. Übrigens«, fügte ich von der Tür aus hinzu, »die Nordlande findest du auf keiner Karte. Sie liegen auch nicht in der Anderwelt. Sie existieren außerhalb beider Welten, hinter einem der Himmelsportale. Aber das ist nicht wichtig. Wir müssen gar nicht dorthin. Smoky wird den Herbstkönig beschwören und zu uns in die Erdwelt holen.«

Ich ließ ihn in Ruhe darüber nachdenken und ging in die Küche. Camille stand am Herd und trank ihren Kaffee. Sie trug einen wadenlangen Wanderrock, einen pflaumenblauen Pulli mit weitem Rollkragen und kniehohe Lederstiefel mit Schnallen an den Seiten und guten Profilsohlen, wenn auch die Absätze knapp zehn Zentimeter hoch sein mussten. Ich hatte sie nie gefragt, wie sie in den Wäldern mit so hohen Absätzen zurechtkam; für sie schien das ganz natürlich zu sein. Ich hingegen hatte mich für meine gemütlichsten Jeans entschieden, einen Rolli, der so türkis war wie das Meer in den Tropen, und feste Turnschuhe.



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