Die Einherjer: Weltenbrand (German Edition) by Pascal Wokan

Die Einherjer: Weltenbrand (German Edition) by Pascal Wokan

Autor:Pascal Wokan [Wokan, Pascal]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2020-05-16T16:00:00+00:00


Thing

Heute

Das Wort Thing stammt aus der alten Sprache und wird von dem Begriff Übereinkommen abgeleitet: þenga. Das Thing ist eine Versammlung, bei der Recht gesprochen wird und Entscheidungen getroffen werden. Der Ort, an dem eine solche Versammlung abgehalten wird, nennt man Thingplatz oder auch Thingstätte.

Ich hasste es, vor anderen zu reden, während alle Augen auf mich gerichtet waren. Noch mehr hasste ich es, wenn ich in eine Situation hineingeworfen wurde, die ich nicht verstand.

Gedankenverloren blickte ich in den Himmel, der ein helles weißes Nichts war. Schneeflocken fielen herab, wurden vom Wind erfasst und legten sich auf meine Schultern. Meine Hand grub sich in den Schnee und ließ ihn schmelzen. Es war ein vertrautes Gefühl, das ich kaum beschreiben konnte.

Heimat, ich war zurückgekehrt.

Ich erhob mich, ignorierte die vielen Blicke, die mir folgten, und näherte mich dem Ahnenholzbaum, an dessen Stamm weiterhin der alte Mann im Schneidersitz lehnte. Die schwarze Rinde war rau, aber nicht unangenehm. Eine leichte Wärme war unter der vereisten Kruste spürbar, die ich schon viele Male zuvor wahrgenommen hatte, und da war ein Puls wie von einem pochendem Herzschlag. Das Waldvolk sprach den Ahnenholzbäumen eine besondere Bedeutung zu. Sie waren selten und heilig, ein Relikt aus der alten Zeit, als noch Einherjer durch Skaldheim wandelten. Während meine Hand auf dem Stamm ruhte, verstand ich, weshalb dies so war. Diese Bäume waren eine Verbindung, eine Verbindung zum Weltenbaum Yggdrasil, der alle neun Welten umspannte.

Ich löste mich, ging auf Jobjorn und Hallfred zu und bedeutete ihnen, aufzustehen. Mein alter Freund benötigte einige Versuche bis er sicher stand, und verzog dabei sein Gesicht zu einer Maske des Schmerzes.

»Hallfred«, sagte ich und hielt ihm den Unterarm hin. Er packte zu, allerdings wesentlich weniger kraftvoll als bei unserer letzten Begegnung. Einst war er ein breiter Hüne gewesen, mit Muskeln aus Stahl und einem dichten schwarzen Bart. Davon war nicht mehr viel übriggeblieben, die letzten Jahre hatten ihm offenbar zugesetzt. »Tut gut, dich zu sehen, Hallfred. Ehrlich gesagt, siehst du ziemlich beschissen aus.«

Er verzog den Mund und richtete sich etwas auf. »Mir ging's schon besser, Huskarl.«

»Was ist passiert?«

»Vieles und mehr. Ich bin vor meiner Zeit gealtert, sind wohl einige Narben des Krieges, die nun ihr Opfer fordern.«

Ich packte kräftiger zu. »Sind immer die Guten, die es trifft, nicht wahr?«

»Die Guten?«, lachte er. »Eine schöne Vorstellung, aber wir wissen beide, dass es in diesem Land keine Guten gibt.«

Was hatte ich diesen Kerl und seine Ehrlichkeit vermisst. »Wirklich schön, dich wiederzusehen, Hallfred.«

»Ich stehe tief in deiner Schuld, Huskarl, und habe dir für das, was du für mich getan hast, zu danken.«

»Du bist einer der Wenigen, denen ich bedingungslos mein Leben anvertrauen würde. «

»Das gilt auch für dich. Danke, Huskarl.«

»Du hast dich also an die Abmachung gehalten«, sagte ich an Jobjorn gewandt, der mir ein durchtriebenes Grinsen schenkte.

»Oh, sicherlich, sogenannter Huskarl. Ich fürchte jedoch, dass du das von dir behaupten nicht kannst.«

»Skjalmir«, meinte ich. »Hör zu, der Hammer der Macht …«

»Existiert nicht mehr. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Wenn der Hammer bis heute nicht gefunden ist, dann wird er nicht mehr existieren.



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