Die dunklen Pfade der Magie: Roman (German Edition) by Larkwood A. K

Die dunklen Pfade der Magie: Roman (German Edition) by Larkwood A. K

Autor:Larkwood, A. K. [Larkwood, A. K.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2020-06-24T00:00:00+00:00


Teil III

Die Einbindung

Das Reliquiar von Pentravesse widersetzt sich seinen Verfolgern wie ein Dornengestrüpp dem barfüßigen Wanderer.

Es verwehrt sich der Vernunft und verführt sie zugleich, und am Ende straft es die Unachtsamen.

Olthaaros Charossa in einem Brief an Belthandros Sethennai

vor dessen Verbannun g

Kapitel 13

Nichts für ungut

Belthandros Sethennai ließ die Fenster seiner Gemächer über Nacht immer offen stehen. Der Wind frischte auf, und der Palast sog die schwarze Wüstennacht mit jeder Pore in sich auf.

Eine Motte flatterte über den Balkon des Vorzimmers und berührte mit einer Flügelspitze das Sicherheitsnetz. Zischend flammte ein Licht auf, gefolgt von einem befriedigenden Knistern und schwachem Brandgeruch. Es hätte schlimmer kommen können. Csorwe hatte schon einmal erlebt, wie dasselbe mit einer Fledermaus passiert war.

Sie wartete mit Tal und Shuthmili im Vorzimmer. Die Reise mit dem qarsazhischen Kutter zurück nach Tlaanthothe war anstrengend gewesen. Sie hatten nur einmal an einer Auftankstation angehalten und waren alle drei hungrig und schmutzig, aber das Treffen mit Sethennai hatte Vorrang vor allem anderen.

»Ich hoffe, du gibst wenigstens zu, dass das alles deine Schuld war«, sagte Tal.

»Sag mal: Warum habe ich dich noch mal gerettet?«, fragte Csorwe.

»Weil du ohne mich nicht klarkommst, schon seit Jahren nicht«, sagte er.

Als Csorwe Tal lebend gefunden hatte, war sie einen Moment lang erleichtert gewesen, aber das hatte nicht lange angehalten. Seine Version der Geschichte lautete, dass er das Reliquiar mehr oder weniger im Alleingang gefunden hatte und es schon fast in Händen hielt, als Csorwe ihm dazwischengefunkt und alles verdorben hatte.

Gerade wollte sie zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, als sie Shuthmilis erschöpften und angespannten Gesichtsausdruck sah. Sie beschloss, den Streit mit Tal auf später zu verschieben. Die letzten Tage mussten für die Adeptin sehr anstrengend gewesen sein. Selbst Sethennai konnte nicht unablässig Magie wirken, er brauchte zwischendurch Pausen, um seine Kräfte zu sammeln. Shuthmilis Gesicht wirkte verkniffen und abgehärmt.

Ein Diener trat aus Sethennais privatem Studierzimmer.

»Ihr dürft eintreten«, sagte er. »Eure Freundin bringe ich allerdings in ein Gästezimmer.« Er deutete vage auf Shuthmili, die auf ihrem Stuhl noch weiter zusammensank. »Er sagt, es ist spät und er wird sie morgen empfangen.«

Shuthmilis ängstliche Miene erinnerte Csorwe daran, dass sie ihre Sprache nicht sprach.

»Alles ist gut«, übersetzte Csorwe. »Geh ruhig mit ihm.« Sie hatte sich so viele Gedanken über ihre Begegnung mit Sethennai gemacht, dass sie an Shuthmili gar nicht mehr gedacht hatte. »Ich schaue später noch mal nach dir«, fügte sie hinzu, und Shuthmili folgte dem Diener aus dem Vorzimmer.

Sethennai saß am Feuer des Studierzimmers. Statt des Kanzlergewandes trug er ein grünes Seidennachthemd, sein Siegel hatte er gegen ein Glas geharzten Wein eingetauscht. Dennoch wirkte er sehr majestätisch. Egal, wie das Gespräch verlaufen würde, es tat gut, ihn zu sehen. So als würde man nach Einbruch der Nacht in sein hell erleuchtetes Zuhause zurückkehren. Bei ihrem Eintreten blickte er auf und wirkte aufrichtig erfreut.

»Herr«, sagte Csorwe und verneigte sich. Tal tat es ihr gleich.

»Kommt herein und setzt euch«, sagte Sethennai. »Ich lasse noch eine Flasche Wein bringen. Vielleicht habt ihr ja Neuigkeiten für mich?«

Irgendwie hatte Csorwe erwartet, dass er schon wusste, was passiert war, und sie wütend empfangen würde.



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