Dialoge über die+++natürliche Religion by David Hume

Dialoge über die+++natürliche Religion by David Hume

Autor:David Hume
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T16:00:00+00:00


Achter Teil

Was Ihr der Fruchtbarkeit meiner Erfindung zuschreibt, erwiderte Philo, liegt vielmehr durchaus in der Natur der Sache. In Sachen, die dem engen Bereich menschlicher Vernunft angehören, ist gewöhnlich bloß eine Entscheidung, welche Wahrscheinlichkeit oder Überzeugung mit sich bringt, und alle andere Annahmen erscheinen[90] einem Manne von gesundem Urteil durchaus unmöglich und widersprechend. Aber in Fragen, wie die vorliegenden, mögen hundert widersprechende Ansichten eine Art von unvollkommener Analogie für sich haben und Erfindung hat hier offenes Feld der Ausführung. Ohne große Anstrengung des Denkens könnte ich, wie ich glaube, in einem Augenblick andere Systeme von Kosmogonie vorlegen, welche einigen schwachen Schimmer von Wahrheit hätten, obgleich Tausend und eine Million gegen eins steht, daß Eures oder eines von den meinigen das wahre System seien.

Wie wenn ich z.B. die alte Epikureische Hypothese wieder auferwecken würde? Gewöhnlich und ich glaube mit Recht wird dafür gehalten, daß es das absurdeste System ist, das je aufgestellt wurde; dennoch weiß ich nicht, ob es nicht mit wenigen Änderungen zu einem schwachen Anschein von Wahrscheinlichkeit gebracht werden könnte. Statt, wie Epikur tat, die Materie als unendlich anzunehmen, wollen wir sie endlich setzen. Eine endliche Anzahl von Teilen ist bloß einer endlichen Umstellung fähig; und, bei ewiger Dauer, müßte es eintreten, daß jede mögliche Ordnung oder Stellung unendlich viele Male hergestellt wird. Diese Welt also mit allen ihren Ereignissen, bis auf die kleinsten, ist früher hervorgebracht und zerstört und wird wieder hervorgebracht und zerstört ohne Grenze und Aufhören. Niemand der von der Bedeutung des Unendlichen im Verhältnis zum Endlichen einen Begriff hat, wird an dieser Aufstellung zweifeln.

Doch das setzt voraus, sagte Demea, daß die Materie Bewegung erlangen kann, ohne ein willkürliches Agens oder ohne ersten Beweger.

Und wo ist die Schwierigkeit dieser Annahme, erwiderte Philo? Vor der Erfahrung ist jedes Ereignis gleich schwierig und unfaßbar, nach der Erfahrung ist es gleich leicht und verständlich. Bewegung entsteht in vielen Fällen, durch Schwere, durch Elastizität, durch Elektrizität, in der Materie ohne irgendein bekanntes willkürliches Agens, und in allen diesen Fällen eine unbekannte willkürliche Ursache annehmen, ist reine Hypothese,[91] die keine Vorteile bietet. Die Entstehung von Bewegung in der Materie selbst ist a priori ebenso faßlich als ihre Mitteilung von einem Geiste oder Denken.

Ferner, warum sollte nicht Bewegung durch alle Ewigkeit durch Stoß mitgeteilt werden, und dasselbe oder nahezu dasselbe Quantum noch im Universum vorhanden sein? So viel durch Zusammensetzung verloren wurde, so viel wurde durch Auflösung gewonnen. Und was immer die Ursachen sein mögen, es ist eine sichere Tatsache, daß die Materie, soweit menschliche Erfahrung und Überlieferung reicht, in beständiger Bewegung ist und war. Es ist wahrscheinlich in dem ganzen Universum gegenwärtig kein Teil der Materie in absoluter Ruhe.

Und eben diese Erwägung, fuhr Philo fort, auf welche wir in dem Laufe der Erörterung gestoßen sind, gibt eine neue kosmogonische Hypothese an die Hand, die nicht absolut absurd oder unannehmbar ist. Gibt es ein System, eine Ordnung, einen Haushalt der Dinge, bei welchem die Materie die beständige Bewegung, die ihr wesentlich zu sein scheint, erhalten, und dabei in den Formen, die sie



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