Der verborgene Stern (German Edition) by Roberts Nora & Tess Martin

Der verborgene Stern (German Edition) by Roberts Nora & Tess Martin

Autor:Roberts, Nora & Tess Martin [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2009-12-14T23:00:00+00:00


7. KAPITEL

Obwohl sie schlecht geschlafen hatte, stand Bailey am nächsten Morgen bereits um sieben Uhr auf. Vermutlich besaß sie eine Art innere Uhr, die sie den Tag um eine bestimmte Zeit beginnen ließ. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. War es ein Zeichen für Spießigkeit oder für Disziplin? Wie auch immer, sie zog sich an, widerstand dem Wunsch, den Flur hinunterzulaufen und in Cades Zimmer zu spähen, und ging nach unten, um den Kaffee zu kochen.

Sie wusste, dass er wütend war. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie mit dieser eisigen Wut umgehen sollte. Auf der Rückfahrt von Georgetown hatte er kein Wort mit ihr gesprochen, das Schweigen war aufgeladen gewesen mit Zorn und, wie sie vermutete, sexueller Frustration. Sie fragte sich, ob sie jemals zuvor einen Mann sexuell frustriert hatte, und schämte sich gleichzeitig für den leisen Triumph, den sie dabei verspürte.

Abgesehen davon aber verblüffte und bestürzte sie Cades Launenhaftigkeit. Sie fragte sich, ob sie von Menschen etwa genauso wenig Ahnung hatte wie von ihrer eigenen Vergangenheit.

Benahmen sich alle Männer so seltsam? Und wenn ja, wie sollte eine kluge Frau darauf reagieren? Sollte sie kühl und distanziert sein, bis er sich wieder beruhigt hatte? Oder war es besser, freundlich und locker auf ihn zuzugehen, so, als ob nichts geschehen wäre?

Als ob er sie nicht mit seinem Kuss völlig überrumpelt hätte! Als ob er sie nicht angefasst hätte, als sei es sein gutes Recht, die größte Selbstverständlichkeit auf der Welt, ihren Körper in ein bebendes Häufchen Lust zu verwandeln! Wütend riss sie die Kühlschranktür auf. Wie zum Teufel sollte sie sich verhalten? Sie wusste ja nicht einmal, ob sie schon jemals zuvor so geküsst worden war oder ob sie je ein solches Verlangen gespürt hatte. Nur weil sie sich verlaufen hatte, musste sie nicht brav in jede Richtung gehen, die Cade ihr vorgab! Wenn er auf sein Bett deutete, erwartete er dann etwa auch, dass sie flugs hineinsprang?

Nein, ganz sicher nicht! Sie war eine erwachsene Frau und vollkommen in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Sie war weder dumm noch hilflos. Immerhin hatte sie es aus eigener Kraft geschafft, einen Detektiv anzuheuern, oder etwa nicht?

Verdammt.

Nur weil sie ihre sonst üblichen Regeln nicht kannte, hieß das noch lange nicht, dass sie keine hatte. Oder dass sie nicht hier und jetzt welche aufstellen konnte.

Sie war kein Fußabtreter.

Sie war keine Idiotin.

Sie war kein Opfer.

Sie knallte die Milchpackung auf die Küchentheke und starrte mit düsterem Blick aus dem Fenster. Pech für Cade, dass sie ihn genau in dem Moment in der Hängematte liegen sah, in dem ihre Wut ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Er hätte wohl nicht annähernd so friedlich geschlafen, hätte er gesehen, wie es in ihren Augen zu lodern begann. Kampfbereit stürmte sie hinaus, überquerte den Rasen und versetzte der Hängematte einen Stoß.

„Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“

„Was?“ Irritiert schoss er in die Höhe und klammerte sich hastig an die Hängematte, um das Gleichgewicht zu halten. „Was? Hast du wieder schlecht geträumt?“

„Werd nicht frech!“ Sie gab der Hängematte einen weiteren Stoß, während er versuchte, sich aufzusetzen.



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