Der Tempel der vier Winde - 8 by Terry Goodkind

Der Tempel der vier Winde - 8 by Terry Goodkind

Autor:Terry Goodkind [Goodkind, Terry]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Das Schwert der Wahrheit
ISBN: 9783442371044
Herausgeber: myBooks
veröffentlicht: 2008-10-12T22:00:00+00:00


36. Kapitel

Das quecksilbrige Gesicht der Sliph hatte sich über den Rand der steinernen Ummauerung geschoben und betrachtete sie.

Die glänzend metallischen, weiblichen Züge des Wesens reflektierten den Schein der Laterne und den Raum wie ein lebendiger Spiegel. Es war offenkundig, warum Kolo die Sliph als weiblich bezeichnet hatte. Sie stellte eine Statue aus Silber dar. Nur daß sie sich mit fließender Eleganz bewegte.

Kahlan preßte sich eine Hand auf ihr klopfendes Herz und rang keuchend nach Atem. Die Sliph blickte sie an, als warte sie neugierig auf Kahlans nächsten Schritt. Kolo hatte in seinem Tagebuch oft davon gesprochen, daß ›sie‹ ihn beobachte.

»Sliph…«, stammelte Kahlan. »Wie kommt es, daß du wach bist?«

Das Gesicht verzog sich zu einer fragenden Maske. »Möchtest du reisen?« Ihre unheimliche Stimme hallte im Raum wider. Ihre Lippen hatten sich beim Sprechen nicht bewegt, aber sie lächelte freundlich.

»Reisen? Nein.« Kahlan trat einen Schritt auf den Brunnen zu. »Richard hat dich schlafen gelegt, Sliph. Ich war dabei.«

»Mein Meister. Er hat mich geweckt.«

»Richtig, Richard hat dich geweckt. Er ist in dir gereist. Er hat mich gerettet, und ich bin zusammen mit ihm zurückgereist … in dir.«

Kahlan erinnerte sich mit einer gewissen Zärtlichkeit an das seltsame Erlebnis. Um in der Sliph reisen zu können, mußte man sie einatmen. Anfangs war das furchteinflößend, aber da Richard bei ihr gewesen war, hatte Kahlan sich überwinden können und das bezaubernde Gefühl dieses ›Reisens‹ für sich entdeckt.

Die Sliph einzuatmen war ein Gefühl reiner Verzückung.

»Ich erinnere mich«, sagte die Sliph. »Du warst einmal in mir, ich erinnere mich.«

»Aber erinnerst du dich nicht mehr, wie Richard dich wieder schlafen legte?«

»Er hat mich aus dem Schlaf der Zeiten geweckt, mich aber nicht wieder in den langen Schlaf zurückgeschickt. Er hat mich ruhen lassen, bis ich wieder gebraucht werde.«

»Aber wir dachten – wir dachten, du wärst wieder eingeschlafen. Warum … ruhst du jetzt nicht?«

»Ich spüre deine Nähe. Ich kam, um nachzusehen.«

Kahlan trat an die Mauer heran. »Sliph, ist seit Richard und mir jemand in dir gereist?«

»Ja. Ich wurde gebraucht.«

Plötzlich ging ihre Überraschung in Erkenntnis über. »Ein Mann und eine Frau. Sie sind in dir gereist, nicht wahr?«

Das Lächeln der Sliph bekam etwas Verschmitztes, aber sie antwortete nicht.

Kahlan legte ihre Finger auf die Mauer. »Wer war es, Sliph, wer ist in dir gereist?«

»Du solltest wissen, daß ich niemals verrate, wen ich in mir aufnehme.«

»Das sollte ich wissen? Woher denn?«

»Du bist in mir gereist. Ich würde deinen Namen nicht preisgeben. Ich verrate meine Schützlinge nie. Du bist gereist, also mußt du das verstehen.«

Kahlan fuhr sich geduldig mit der Zunge über die Lippen. »Leider weiß ich eigentlich überhaupt nichts über dich, Sliph. Du stammst aus einem anderen Zeitalter. Ich weiß nur, daß du reisen kannst und daß du mir schon einmal geholfen hast. Du warst eine wertvolle Hilfe, als es darum ging, ein paar sehr böse Menschen zu besiegen.«

»Es freut mich, daß du zufrieden mit mir warst. Vielleicht möchtest du wieder zufrieden sein? Möchtest du wieder reisen?«

Ein Schauder kroch Kahlans Wirbelsäule hoch. Das mußte der Grund sein, weshalb Marlin versucht hatte, zur Burg der Zauberer zu gelangen.



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