Der siebte Schrein by Robert Silverberg

Der siebte Schrein by Robert Silverberg

Autor:Robert Silverberg [Silverberg, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-03-22T16:00:00+00:00


Sie lag wach in dem kleinen Haus, spürte die erstickende Luft und die Decke drohte ihr auf den Kopf zu fallen, dennoch schlief sie plötzlich fest ein. Sie erwachte ebenso unvermittelt, als es im Osten gerade hell wurde. Sie ging zur Tür, um zu sehen, was sie sich am liebsten ansah, den Himmel vor Sonnenaufgang. Als sie nach unten schaute, erblickte sie Azver, den Formgeber, in seinen grauen Mantel eingerollt, fest schlafend auf ihrer Schwelle. Sie zog sich lautlos ins Haus zurück. Nach einer Weile sah sie ihn in seinen Wald zurückkehren, ein wenig steifbeinig und sich am Kopf kratzend, wie es die Art von Leuten ist, die erst halb wach sind.

Sie begann mit der Arbeit, schabte die Innenwand des Hauses ab und machte sich daran, sie neu zu verputzen. Aber bevor die Sonne zu den Fenstern hereinschien, wurde an die Tür geklopft. Draußen stand der Mann, den sie für einen Gärtner gehalten hatte, der Kräutermeister, der handfest und gleichmütig wie ein brauner Ochse neben dem hageren, grimmigen alten Namengeber wirkte.

Sie kam zur Tür und murmelte eine Art von Begrüßung. Sie schüchterten sie ein, diese Meister von Roke, und ihre Anwesenheit bedeutete auch, daß die friedliche Zeit, da sie mit dem Formgeber schweigend Spaziergänge im sonnigen Wald unternommen hatte, vorbei war. Sie war letzte Nacht zu Ende gegangen. Das wußte sie, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte.

»Der Formgeber hat nach uns geschickt«, sagte Meister Kräutermeister. Er sah unbehaglich drein. Als er ein Büschel Unkraut unter dem Fenster bemerkte, sagte er: »Das ist Velvet Jemand von Havnor hat ihn dort gepflanzt. Ich wußte nicht, daß es auf der Insel welchen gibt.« Er untersuchte die Pflanze eingehend und steckte einige Samenkapseln in seinen Beutel.

Irian betrachtete den Namengeber heimlich, aber gleichermaßen aufmerksam, und versuchte zu ergründen, ob er eine Sendung war, wie er es nannte, oder leibhaftig anwesend. Nichts an ihm wirkte substanzlos, aber sie glaubte, daß er nicht da war, und als er in das schräge Sonnenlicht trat und keinen Schatten warf, da wußte sie es.

»Ist es ein weiter Weg von dort, wo Sie wohnen, Sir?« fragte sie.

Er nickte. »Habe mich auf halbem Weg zurückgelassen«, sagte er. Er sah auf; der Formgeber, jetzt hellwach, kam auf sie zu.

Er begrüßte sie und fragte: »Wird der Türhüter kommen?«

»Er meinte, daß er besser die Türen hüten sollte«, sagte der Kräutermeister. Er machte seinen Beutel mit den vielen Taschen sorgfältig zu und sah die anderen an. »Aber ich weiß nicht, ob er einen Deckel auf dem Ameisenhaufen halten kann.«

»Was ist los?« fragte Kurremkarmerruk. »Ich habe über Drachen gelesen. Nicht weiter darauf geachtet. Aber alle Jungen, die ich im Turm lernen ließ, sind fort.«

»Gerufen«, sagte der Kräutermeister trocken.

»Und?« sagte der Namengeber noch trockener.

»Ich kann nur sagen, wie es mir zu sein scheint«, sagte der Kräutermeister zögernd, unbehaglich.

»Tu das«, sagte der alte Magier.

Der Kräutermeister zauderte immer noch. »Diese Dame ist nicht von unserer Art«, sagte er schließlich.

»Sie ist von meiner«, sagte Azver.

»Sie kam zu dieser Zeit an diesen Ort«, sagte der Namengeber. »Und zu dieser Zeit kommt niemand zufällig an diesen Ort.



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