Der Schatten by Christie Golden

Der Schatten by Christie Golden

Autor:Christie Golden
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-04T16:00:00+00:00


15 Stunden und 48 Minuten

Voller Unbehagen beobachtete Kaiser Aetayn die Ereignisse im Maschinenraum. Eine der Fremden hatte sich »hineingebeamt«, ohne vorher seine Erlaubnis einzuholen. Die am Zugang postierten Wächter wussten überhaupt nichts davon.

Aetayn lehnte sich auf seinem Thron zurück. Im Kommandozentrum herrschte rege Betriebsamkeit - vielleicht wollte die Crew auf diese Weise die Stille vertreiben, die sie alle nervös machte. Die Deaktivierung des Triebwerks gefiel auch dem Kaiser nicht. Sein ganzer Körper sehnte sich nach dem Geräusch, das einst Teil von ihm gewesen war und jetzt nicht mehr existierte.

Mit etwas Glück würde er es bald wieder hören.

Er war nicht sicher, ob ihm die Fremden dieses Glück brachten. Ihre Fähigkeit, einfach irgendwo auf der Traveler zu erscheinen und wieder zu verschwinden, ohne die Aufmerksamkeit der Wächter zu erregen, beunruhigte ihn. Sie konnten beliebige Gegenstände aus den Habitaten »fortbeamen« - man hätte ihr Fehlen erst viel später bemerkt.

Denkbar war auch, dass sie ihn, den Kaiser, verschwinden ließen, ohne dass jemand wusste, wo er sich befand und wie man ihn zurückholen konnte.

Er glaubte noch immer, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, als er die Hilfe der Fremden annahm. Aber er brachte es nicht fertig, ihnen völlig zu vertrauen. Er fürchtete, dass sie irgendetwas mit der Traveler anstellten, das ihm oder seinem Volk Schaden zufügte.

Nun, so großen Schaden wie die beiden Sonnen konnten sie nicht anrichten.

Aetayn betätigte eine Taste am unteren Rand des Bildschirms. Den Technikern war es endlich gelungen, eine Bildübertragung von dem verwüsteten Bereich in Einheit 3 zu ermöglichen.

Nie zuvor in seinem Leben hatte er Zerstörung in einem solchen Ausmaß gesehen. Im Bereich der Einschlagstellen existierte nichts mehr - alles war ins All gerissen worden. Die Ränder der Löcher waren scharfkantig und gezackt. Reparaturmembranen spannten sich über den Öffnungen, wirkten auf Aetayn viel zu dünn und zu zart. Doch ihn beeindruckte vor allem die Leere. Eine derartige Leere hatte er zum letzten Mal als Junge gesehen, bei einer Besichtigungstour durch die im Bau befindliche Traveler. Die damalige Leere war sauber und neu gewesen, hatte Hoffnung zum Ausdruck gebracht.

Diese Leere hingegen kündete von Tod und Vernichtung. Ein Teil seiner Welt war für immer verloren gegangen.

Die Zahl der Opfer stieg weiter. Die Ministerin von Einheit 3 hatte angekündigt, bald genaue Angaben machen zu können. Sie wirkte erstaunlich gefasst, wenn man bedachte, dass sich ihr Lebensgefährte im betroffenen Bereich aufgehalten hatte, als der Asteroid den Zylinder durchschlug. Er wurde vermisst und war wahrscheinlich tot, wie so viele andere.

Aetayn wusste, dass er bald eine Inspektionstour durch Einheit 3 unternehmen musste. Er wollte damit warten, bis die Krise in Hinsicht auf die stellare Kollision überstanden war. Irgendetwas ließ ihn daran zweifeln, dass er gleichzeitig mit beiden Notsituationen fertig werden konnte. Er kam sich wie einer der Ärzte vor, die in Einheit 3 entschieden, welcher Patient zuerst Hilfe brauchte.

Zunächst ging es darum, die Traveler zu retten. Im Anschluss daran konnte er sich Sorgen über eine ihrer Komponenten machen.

Aetayn hielt diese Entscheidung für vernünftig, fühlte sich aber trotzdem schuldig.



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