Der Rebell by Heather Graham

Der Rebell by Heather Graham

Autor:Heather Graham [Graham, Heather]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2014-03-14T23:00:00+00:00


15

Kühle Morgenluft streifte Ians erhitzten nackten Rücken, während er hinter dem Haus Holz hackte.

Seit vier Tagen lag Teddy in seinem Grab. Julian und Jerome waren noch nicht aus Key West zurückgekehrt, und Ian wartete voller Ungeduld. In zwei Wochen mußte er sich wieder zum Dienst melden. Da seine Frau ihn begleiten würde, brauchte er Zeit, um entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Für Alaina waren diese Tage eine Zeit tiefer Trauer. So gut er konnte, versuchte er sie zu trösten. Meistens saß sie reglos da und starrte ins Leere. Und wann immer er den Eindruck gewann, daß sie allein sein wollte, erfüllte er ihren Wunsch.

Die beiden letzten Abende hatte er mit seinem Onkel und Lawrence auf der Veranda verbracht. Es war einfacher, Alainas Zimmer erst später zu betreten, wenn sie schon schlief. Seit jener unseligen Nacht hatten sie nicht mehr gestritten, und er verzichtete darauf, seiner Frau zu erklären, sie seien sehr lange getrennt gewesen und er würde sich nach ihr sehnen.

Kraftvoll schlug er die Axt auf den Kiefernstamm und zertrümmerte ihn, statt ihn zu spalten. Er fluchte leise und hievte einen anderen Stamm auf den Block. Warum sie die Insel behalten sollten, wußte er nicht — abgesehen von der Tatsache, daß sie Alainas Erbe war. Wenn sie sich zum Verkauf entschlössen, würden sie kaum Interessenten finden. Im tiefen Süden — von Seminolen bevölkert, von Strandräubern und anderem Gesindel bedroht — wollten nur Exzentriker wie Teddy leben oder Menschen,, die dieses Land liebten, so wie James. Auch Ian wußte die Sonnenuntergänge zu schätzen, die Mangrovenwälder, die frische Morgenluft, die seinen verschwitzten Rücken kühlte.

Als er Alaina auf die Veranda treten sah, unterbrach er seine Arbeit. Sie trug ein schlichtes weißes Baumwollkleid, kein Korsett, keine Unterröcke, nicht einmal Schuhe. In weichen Wellen fiel das blonde Haar auf ihre Schultern. In den Nordstaaten würde man ihre Aufmachung unschicklich finden. Aber hier, in der paradiesischen Wildnis, würde ein eleganteres Flair ihre natürliche Schönheit sogar beeinträchtigen.

Sie ging zu ihm, und er hob erstaunt die Brauen. Seit seiner Ankunft hatte sie kein einziges Mal seine Nähe gesucht. »Das Haus erschien mir so seltsam, als ich erwachte«, erklärte sie und setzte sich auf die gestapelten Holzscheite. Wehmütig lächelte sie ihn an. »Niemand ist hier.«

»Da meine Tante und mein Onkel schon zeitig aufgebrochen sind, wollten sie dich nicht wecken.«

»Und Jennifer?«

»Heute morgen ist sie mit Anthony heimgefahren, um ein paar Sachen zu packen, bevor sie hierherzieht.«

»Wo steckt Lawrence?«

»Wieder an Bord seines Bergungsschiffs.«

»Oh ... Was soll mit Lilly, Bella und den Feldarbeitern geschehen?«

»Lilly und Bella werden Jennifer zur Hand gehen. Und Lawrence will die Arbeiter in seinem Bergungsunternehmen beschäftigen.«

»Sonderbar ...« Alaina blickte zum Meer hinüber. »Vor einer Woche war das noch die Insel meines Vaters. Und jetzt wuchert bereits Unkraut zwischen den Limonenbäumen.«

»Jennifer hat versprochen, sie würde sich um die Plantage kümmern.«

»Vielleicht sollte ich noch eine Weile hierbleiben ...«

Am liebsten hätte er sie gepackt und geschüttelt. Statt dessen wandte er sich ab und lief zum Sandstrand, um seinen Zorn in den Meereswellen zu beruhigen. Er schwamm weit hinaus, drehte sich auf den Rücken, spürte den warmen Sonnenschein auf den geschlossenen Lidern.



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